Die Rote Baronin wurde zur EU-Außenministerin bestellt.
Das neue Gesicht der EU "nach außen" ist mit großer Wahrscheinlichkeit englisch, weiblich und sozialdemokratisch: Die in Brüssel versammelten Regierungs- und Staatschefs der EU dürften bei ihrem Gipfeltreffen am Donnerstag voraussichtlich die bisherige EU-Kommissarin Catherine Ashton (53) zur "Hohen Repräsentantin" wählen. Sie hat die einhellige Unterstützung der Sozialdemokraten, die sich mit den Konservativen das Vorschlagsrecht für diesen Posten ausverhandelt haben.
Neue Position
Ashton folgt voraussichtlich in der neu
geschaffenen Funktion des "Hohen Repräsentanten" für die EU-Außen- und
Sicherheitspolitik dem Spanien Javier Solana und der EU-Außenkommissarin
Benita Ferrero-Waldner nach. Der "Hohe Repräsentant" vereint nach dem
Lissabon-Vertrag die beiden bisherigen Außenpolitik-Posten in der EU. Ashton
wird - wenn sie vom Gipfel bestätigt wird - auch Vizepräsidentin der
EU-Kommission sein und damit die Nummer Zwei in der Brüsseler Behörde hinter
Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso.
Die Ökonomin, die sich seit zehn Jahren "Baroness Ashton of Upholland" nennen darf, gilt als unbeschriebenes Blatt. Im Oktober 2008 "beerbte" sie den jetzigen britischen Handelsminister Peter Mandelson als Handelskommissar in Brüssel. Nachdem der britische Premier Gordon Brown sich mit dem Versuch, seinen Vorgänger Tony Blair als EU-Ratspräsident durchzubringen, die Zähne ausgebissen hatte, wurde Ashton für die Briten zur zweitbesten Lösung.
Eklatanter Frauenmangel
Für sie sprach, dass in der EU-Spitze -
und auch in der EU-Kommission - ein eklatanter Frauenmangel herrscht. Ein
Manko könnte ihr fehlender außenpolitischer Hintergrund sein, doch hat die
Britin bisher politisches Fingerspitzengefühl bewiesen. Ihre
europapolitische Unerfahrenheit überspielte sie mit Charme, etwa, als sie
sich im EU-Parlament für ihr schlechtes Französisch entschuldigte.
Seit 2001 fungierte sie in mehreren Ministerien als Staatssekretärin, Premier Brown machte sie im Jahr 2007 zur Vorsitzenden des Oberhauses, die Labour-Politikerin war maßgeblich daran beteiligt, den EU-Reformvertrag von Lissabon durch die zweite Kammer im Parlament zu bringen.
Ashton ist mit dem Journalisten Peter Keller verheiratet und hat zwei Kinder.