Bei der Präsidentschaftswahl in Venezuela hat Amtsinhaber Hugo Chavez erwartungsgemäß einen klaren Sieg errungen.
Ersten offiziellen Ergebnissen vom Montag zufolge errang der 52-jährige Linkspopulist mehr als 61 Prozent der Stimmen. Der gemeinsame Kandidat der Opposition, Sozialdemokrat Manuel Rosales, kam auf rund 38 Prozent. Sein Triumph sei ein Sieg der Revolution und eine "weitere Niederlage für den Teufel, der vorgibt, die Welt zu beherrschen", rief Chavez an US-Präsident George W. Bush gerichtet vom Balkon seines Präsidentenpalastes in Caracas einer jubelnden Menge zu. Rosales erkannte seine Niederlage an.
Uneinholbar
Nach Auszählung der Stimmen in rund 80 Prozent der
Wahllokale lag Chavez mit einem Vorsprung von 23 Prozentpunkten uneinholbar
vor seinem Herausforderer Rosales, dem Gouverneur des ölreichen
Bundesstaates Zulia. Nach Bekanntgabe dieses Vorsprungs durch die
Wahlbehörde erklärte sich Chavez zum Sieger. "Heute hat eine neue Ära
begonnen", erklärte der seit acht Jahren regierende Präsident. "Mehr als 60
Prozent haben für das sozialistische Projekt gestimmt." Chavez sandte ein
Grußwort an den erkrankten kubanischen Führer Fidel Castro und versprach,
die Revolution weiter zu vertiefen und auszuweiten. Vor dem
Präsidentenpalast feierten die "Chavistas" ihr Idol und brannten
Feuerwerkskörper ab.
Charisma
Vor allem in den Armenvierteln, wo Chavez mit Einnahmen
aus dem Erdölgeschäft Sozialprogramme finanzieren ließ, traf er auf große
Zustimmung. Die Unterstützung der armen Bevölkerungsmehrheit und Chavez'
persönliches Charisma waren nach Ansicht von US-Wahlforscher Alex Evans der
Grund für den erneuten Wahlerfolg des Präsidenten, der seit 1998 das
erdölreichste Land Lateinamerikas regiert und sich in den Jahren 2000 und
2004 durch Volksabstimmungen "legitimieren" ließ.
Niederlage eingestanden
Herausforderer Rosales erkannte seine
Niederlage an, fügte allerdings hinzu, dass die Opposition letzten Endes
"auf demokratische Weise" siegen werde. Rund 1.200 in- und ausländische
Beobachter hatten den Urnengang verfolgt. Im vergangenen Jahr hatte die
Opposition die Parlamentswahl mit der Begründung boykottiert, die
Wahlbehörde (CNE) sei parteiisch. Sämtliche Sitze gingen so an die
"Chavistas". Im April 2002 war ein Staatsstreich gegen Chavez abgewendet
worden, den auch Rosales unterstützte.
Lektion
Nachdem sich der venezolanische Präsident vor der
Bekanntgabe des Wahlergebnisses zunächst noch versöhnlich gegenüber den USA
gezeigt und Respekt für "alle Länder" gefordert hatte, bezeichnete er seinen
Triumph später als "Lektion für den amerikanischen Imperialismus". Zuvor
hatte Chavez erklärt, Washington habe festgestellt, dass Venezuela
"demokratisch funktioniert" und die Wahl zur Abstimmung über seinen
"Sozialismus des 21. Jahrhunderts" erklärt.
Wortführer gegen die USA
Der venezolanische Präsident ist
der bekannteste von insgesamt sechs linksgerichteten Politikern, die in
diesem Jahr bei Wahlen in Lateinamerika bestätigt oder neu an die Macht
gekommen sind. Erklärtes Ziel von Chavez, der nicht zuletzt wegen des
Ölreichtums seines Landes als Wortführer einer Front gegen die USA gilt, ist
es, den Einfluss der USA in Lateinamerika zurückzudrängen und einen
einheitlichen Wirtschaftsraum zu fördern. Die Regierung in Washington
betrachtet Chavez ihrerseits als eine Gefahr für Demokratie und Stabilität
in der Region. Sie hat davor gewarnt, der Präsident werde die Öl-Erlöse für
eine verstärkte Aufrüstung nutzen und sich mehr und mehr Einfluss erkaufen.
Venezuela setzt sich in der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC)
regelmäßig für hohe Preise ein.
Der wie Venezuela gegen die USA eingestellte Iran würdigte den Erfolg als Beleg für die südamerikanische Opposition zur "arroganten Haltung" der Regierung in Washington. Dies sei ein Sieg derer, die nach Freiheit und echter Unabhängigkeit strebten, sagte Außenminister Manucher Mottaki in Teheran.