Trauriger Rekord
China "Hinrichtungsweltmeister"
15.04.2008
Nach einer Statistik der Menschrechtsorganisation amnesty international ist die Zahl der weltweiten Todesstrafen rückläufig.
Die Zahl der Todesstrafen weltweit ist nach einer Statistik der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) rückläufig. Das Gros der Hinrichtungen im Jahr 2007 gehe auf das Konto einer Handvoll Staaten, dabei "gewinne China diese Disziplin auch im Jahr vor den Olympischen Spielen". Das Land sei "Hinrichtungsweltmeister", hieß es in einer am Dienstag in Berlin und London veröffentlichten ai-Statistik. "Zugleich ist die Todesstrafe unweigerlich auf dem Rückzug", sagte ai-Experte Oliver Hendrich.
1252 Hinrichtungen in einem Jahr
Nach ai-Angaben gab es im
Vorjahr 1.252 Hinrichtungen in mindestens 24 Ländern. Im Vergleich dazu
waren es im Jahr 2006 1.591 in 25 Ländern. Mindestens 3.347 Menschen wurden
2007 in 51 Staaten zum Tode verurteilt. 135 Länder hätten die Todesstrafe
per Gesetz oder in der Praxis abgeschafft, 62 hielten daran fest. Im Vorjahr
schafften demnach Albanien, die Cook-Inseln und Ruanda die Todesstrafe
komplett ab, Kirgistan für gewöhnliche Straftaten. Damit haben laut ai
mittlerweile über zwei Drittel aller Staaten die Todesstrafe zumindest in
der Praxis abgeschafft.
Für knapp 90 Prozent aller Hinrichtungen waren 2007 laut ai "wiederum fünf Staaten verantwortlich": In China ließ der Staat mindestens 470 Menschen (2006: 1.010) hinrichten, im Iran 317 (177), in Saudi-Arabien 143 (39), in Pakistan 135 (82) und in den USA 42 (53) Menschen. Hierbei handle es sich um Mindestzahlen.
Todestrafen in China "Staatsgeheimnis"
Offizielle
Angaben machen nur wenige Staaten, etwa die USA. In China seien
Hinrichtungen weiter Staatsgeheimnis, daher geht ai davon aus, "dass dort
tatsächlich mehrere tausend Menschen hingerichtet wurden".
"Der Mantel des Schweigens über der Todesstrafe muss gelüftet werden", forderte Hendrich. "Wenn es stimmt, dass Hinrichtungen die Unterstützung der Bevölkerung haben - wie viele Regierungen behaupten - dann hat die Bevölkerung auch das Recht zu erfahren, was und in welchem Umfang in ihrem Namen geschieht."