Immer mehr Cyber-Dissidenten wandern in China ins Gefängnis, häufig werden angeblich "anstößige" Seiten werden gesperrt.
Die Volksrepublik China hat die Internet-Zensur ausgeweitet. Das staatliche Portal China gab am Montag die Schließung von 91 Websites von Donnerstag bis Samstag bekannt. Der Gründer der politischen Seite Bullog.cn, Luo Yonghao, bestätigte ein Verbot seines Projekts. Dies sei mit der Veröffentlichung "politisch schädlicher Informationen" begründet worden, schrieb er in seinem privaten Blog. Auf Bullog.cn hatten unter anderen Unterzeichner der "08 Charta" geschrieben, in der 303 chinesische Bürger Demokratie gefordert hatten. Die Schließung anderer Websites wurde mit angeblich "pornografischem und vulgärem Inhalt" begründet.
Auch Google und MSN betroffen
Von der seit Wochen wieder
zunehmenden Verschärfung waren unter anderen Google, MSN und der
einheimische Suchmaschinenbetreiber Baidu betroffen. Am Montag hatten sieben
staatliche Behörden eine einmonatige Kampagne zur Bereinigung der Inhalte
von Webseiten gestartet. Viele von ihnen veröffentlichten Entschuldigungen
und gelobten Besserung.
Inhalte für kommunistische Führung anstößig
China
hat nach eigenen Angaben die USA in der Anzahl von Internet-Nutzern im
Vorjahr überrundet. Demnach machen inzwischen mehr als 250 Millionen
Chinesen vom World Wide Web Gebrauch. Mit Blickrichtung auf die Olympischen
Spiele in Peking 2008 hatten Menschenrechtsgruppen die chinesische Regierung
wiederholt aufgerufen, die Internet- und Medienkontrollen zu lockern. Google
hatte eine chinesische Website gestartet, die sich an die Zensurbestimmungen
des Pekinger Regimes hält. Google ist an der chinesischen Suchmaschine Baidu
beteiligt. Um die Genehmigung für eine chinesische Website mit der Adresse
".cn", zu erhalten, verpflichtete sich Google, für diesen Dienst Adressen
aus seiner Datenbank zu entfernen, die von der kommunistischen Führung als
anstößig betrachtet werden. Zu solchen verbotenen Themen gehören
Diskussionen über Taiwan und Tibet oder die blutige Niederwerfung der
chinesischen Demokratiebewegung von 1989.
Immer mehr Cyber-Dissidenten in Haft
Einen rasanten Anstieg der
Festnahmen von Cyber-Dissidenten in China hatte die Menschenrechts- und
Gefangenenhilfe-Organisation Amnesty International verzeichnet. Die
Inhaftierungen erfolgen laut AI-Bericht überwiegend wegen "Subversion" oder
"Gefährdung der Staatssicherheit". Peking fördert die Internet-Nutzung vor
allem in Wirtschaft und Bildung, versucht aber, die Bevölkerung von
regimekritischen Berichten oder Nachrichten von Menschenrechtsgruppen
fernzuhalten. Alle Internet-Cafés seien verpflichtet, die Polizei über ihre
Kunden zu informieren. Jeder, der im Internet surft, sei der potenziellen
Gefahr der Zwangsarbeit und Haft ausgesetzt, erklärte die Organisation.
China ist das Land mit den meisten inhaftierten Journalisten. Ein Großteil
von ihnen wurde wegen Beiträgen in Blogs oder anderen Internet-Angeboten ins
Gefängnis gesteckt.