Die Folterknechte des CIA wollten angeblich auf brutalere Methoden verzichten, wurden aber von ihren Vorgesetzten dazu gezwungen. Sie leiden noch heute unter dem Anblick "des menschlichen Elends".
Die Anwendung umstrittener Verhörmethoden gegen das mutmaßliche Al-Kaida-Mitglied Abu Subaidah wurde gegen die Überzeugung der Verhörbeamten angeordnet. Obwohl die mit Subaidahs Verhör befassten Beamten ihre Auffassung dargelegt hätten, dass der Häftling bereits all sein Wissen preisgegeben habe, hätten hochrangige Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA die Methode des simulierten Ertrinkens, das sogenannte Waterboarding, und andere umstrittene Verhörmethoden angeordnet, berichtete die "New York Times" (NYT) unter Berufung auf Geheimdienstmitarbeiter und eine Fußnote in einem der jüngst veröffentlichten Geheim-Memos über die Verhörmethoden.
Brutale Behandlung
Die brutale Behandlung Subaidahs, der unter
anderem in eine kleine Kiste gezwängt und gegen eine Wand geschleudert
wurde, begründete die CIA-Zentrale laut dem Bericht mit der Bedeutung des
Gefangenen im Terrornetzwerk Al-Kaida. Der damalige US-Präsident George W.
Bush hatte Subaidah als Chef der Al-Kaida-Operationen bezeichnet, andere
hochrangige US-Vertreter stuften ihn als "Vertrauten" von Al-Kaida-Chef
Osama Bin Laden und Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001
ein.
Menschliches Elend
Bereits bei milderer Behandlung hatte Subaidah
nach NYT-Informationen wertvolle Informationen geliefert. Die Anwendung
brutaler Methoden habe hingegen keinen Durchbruch erzielt, den Verhörbeamten
habe sie aber zu schaffen gemacht. Selbst für die, die an eine Wirksamkeit
der Methoden glaubten, habe "der Anblick dieser Tiefe menschlichen Elends
und Erniedrigung eine traumatische Wirkung" gehabt, sagte ein
Geheimdienstmitarbeiter der Zeitung. Die "Washington Post" berichtete
unterdessen, Subaidahs Kontakte seien in der US-Haft sofort auf einen
CIA-Beamten und einen Psychologen beschränkt worden. Der Psychologe habe
nach den jüngst veröffentlichen Dokumenten des Justizministeriums
Empfehlungen abgegeben, wie Subaidah "körperlich und seelisch
kleinzukriegen" sei.
Empörung
Die Ankündigung von US-Präsident Barack Obama,
Mitarbeiter des Geheimdiensts CIA wegen umstrittener Verhörmethoden bei
Terrorverdächtigen nicht juristisch zu belangen, hat Empörung hervorgerufen.
CIA-Mitarbeiter, die "ihre Aufgaben in gutem Glauben an die juristischen
Vorgaben des Justizministeriums ausführten, werden nicht zum Gegenstand von
Strafverfolgung", hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses. "Wir haben
ein dunkles und schmerzhaftes Kapitel unserer Geschichte durchlebt. Doch in
Zeiten großer Herausforderungen und beunruhigender Uneinigkeit gewinnen wir
nichts, wenn wir unsere Zeit und Energie mit Vorwürfen aus der Vergangenheit
verschwenden." Mit der Zusicherung von Straffreiheit will Obama offenbar der
Sorge innerhalb des Geheimdiensts entgegenwirken, dass Mitarbeiter für
mögliche Rechtsverstöße bei Verhören zur Zeit der Bush-Regierung rechtlich
belangt würden.