Alvaro Colomo wird neuer Präsident Guatemalas. Der Sozialdemokrat gewann die Stichwahl gegen Otto Perez Molina.
Der Sozialdemokrat Alvaro Colom (56) hat am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt gegen den rechtsgerichteten Ex-General Otto Perez Molina gewonnen. Colom kam bei einem Auszählungsstand von 96 Prozent der Stimmen auf 52,71 Prozent und lag damit uneinholbar vor Perez Molina, der 47,29 Prozent erreichte. Unter dem Jubel seiner Anhänger erklärte sich Colom am späten Sonntagabend zum Sieger und kündigte an, "für die Einheit der Nation" arbeiten zu wollen. Die unterlegene Patriotische Partei Molinas rief er auf, eine "konstruktive" Oppositionspolitik zu betreiben.
Spannende Wahl
Die Wahl war mit Spannung erwartet worden, da
erstmals seit dem Ende von Militärherrschaft und Bürgerkrieg (1960-1996)
wieder ein Militärangehöriger und ein Zivilist gegeneinander antraten.
Während sich der linksgerichtete Textilunternehmer Colom die Bekämpfung der
Armut auf die Fahnen geschrieben hat, vertrat Perez Molina im Wahlkampf eine
strikte Law-and-Order-Politik.
So kündigte Perez an, die hohe Kriminalitätsrate im Land - nur heuer wurden 6.000 Menschen in dem Land ermordet - auch mit dem Einsatz des Militärs auf den Straßen senken zu wollen. Dafür erntete er vor allem in der Hauptstadtregion um Ciudad de Guatemala Zuspruch, wo er mit 60 Prozent der Stimmen klar vor Colom lag.
Vorwürfe gegen Ex-Kommandant
Der früherer Kommandant aus
Bürgerkriegszeiten, dem Massaker an Ureinwohnern angelastet werden, musste
sich im Wahlkampf gegen den Vorwurf verteidigen, er strebe eine Rückkehr zur
Militärdiktatur an. "Die harte Hand haben wir während 50 Jahren erlebt, und
sie war es, die Guatemala Armut, schlechte Ausbildung und Medikamentenmangel
in den Krankenhäusern gebracht hat", sagte Colom. Er tritt für eine Reform
der Justiz und für höhere Sozialausgaben ein. Mehr als die Hälfte der zwölf
Millionen Einwohner Guatemalas muss mit weniger als zwei Dollar (1,381 Euro)
am Tag auskommen.
Nach Angaben der Beobachterorganisation "Mirador Electoral" verlief die Wahl ohne nennenswerte Zwischenfälle, nachdem im Wahlkampf vor der ersten Runde im September 40 Kandidaten, Familienangehörige oder Parteimitglieder ermordet worden waren. Die Wahlbeteiligung war äußerst niedrig. Weniger als die Hälfte der fast sechs Millionen wahlberechtigten Guatemalteken gingen zu den Urnen.
Colom wird im Jänner als sechster demokratisch gewählter Präsident Guatemalas die Amtsgeschäfte von seinem Vorgänger Oscar Berger übernehmen. Der konservative Politiker Berger, der vor vier Jahren Colom in der Stichwahl besiegt hatte, durfte nicht zur Wiederwahl antreten.