In Frankreich wurde der größte buddhistische Tempel Europas eingeweiht. Dabei empfing der Dalai Lama die First Lady Frankreichs.
Am letzten Tag seines Frankreich-Besuches hat der Dalai Lama am Freitag im Beisein von Carla Bruni-Sarkozy, der Frau des französischen Präsidenten, den größten buddhistischen Tempel Europas in Roqueredonde im Süden des Landes geweiht. Im strömenden Regen umschritten der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, und die First Lady das Heiligtum und lösten ein Band vor dem Eingang der Pagode Lerab Ling mit seiner sieben Meter hohen Buddhastatue. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner überreichte dem tibetischen Exil-Oberhaupt ein Geschenk.
Der Dalai Lama in safranfarbenem Gewand legte Carla Bruni einen weißen seidenen Begrüßungsschal (Khata) um den Hals. Die Szene wurde von mehreren Fernsehkameras festgehalten. Die Sängerin trug ein blaues Kleid und Sandalen. Insgesamt 2000 Menschen waren zur Weihe des Tempels 70 Kilometer nordwestlich von Montpellier gekommen. Journalisten erkannten neben anderen die Schauspielerin Juliette Binoche, das einstige Topmodel Inès de la Fressange und die Staatssekretärin für Menschenrechte, Rama Yade.
China warnt vor "ernsten Folgen"
China hat Frankreich
wegen geplanter Treffen des Dalai Lama mit französischen
Regierungsmitgliedern kritisiert. Außenamtssprecher Qin Gang forderte mehr
Rücksichtnahme in den bilateralen Beziehungen. Die chinesische Botschaft in
Paris hatte den Élysée-Palast davor gewarnt, den Dalai Lama zu empfangen.
Andernfalls drohten "ernste Folgen" für das Verhältnis zwischen Peking und
Paris. Nach den Unruhen in Tibet im März hatte die chinesische Führung auf
internationalen Druck hin Gespräche mit Abgesandten des tibetischen
Exil-Oberhauptes aufgenommen. Bei einem Empfang im französischen Parlament
hatte der Dalai Lama China anhaltende Menschenrechtsverstöße in Tibet
vorgeworfen.
Aufruf an Nicolas Sarkozy
In einem Interview der Pariser Zeitung
"Le Monde" rief der Dalai Lama den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy
auf, als EU-Ratspräsident nach den Olympischen Spielen "der chinesischen
Regierung konstruktive Vorschläge" zur Lösung der Tibet-Frage zu machen.
Seit Beginn der Unruhen am 10. März seien 400 Menschen in der Region Lhasa
erschossen worden. Ihre Leichen seien nie den Familien übergeben worden,
sagte der Dalai Lama. Die Zeitung korrigierte später eine Passage des
Interviews über angeblich 140 erschossene Demonstranten am 22. August in der
osttibetischen Region Kham. Der Dalai Lama war danach gefragt worden, hatte
die Zahl aber nicht - wie zunächst berichtet - selbst genannt. Er konnte sie
mangels Informationen auch nicht bestätigen. Sarkozy will den Dalai Lama
zusammen mit allen anderen Friedensnobelpreisträgern im Dezember einladen.