Er begann seine Karriere als Staubsaugervertreter und Conferencier: Silvio Berlusconi gewann zum dritten Mal die Parlamentswahl. Eine Biografie.
Fernsehen, Fußball und Politik: In diesen drei Begriffen konzentrieren sich die Lebensinhalte des italienischen Oppositionschefs und Medienfürsten Silvio Berlusconi, der laut den am Montag veröffentlichten Hochrechnungen die Parlamentswahlen in Italien gewonnen hat. Nach zwei Jahren auf den harten Bänken der Opposition wird der Medienzar nun zum dritten Mal in 14 Jahren das Ruder des Landes übernehmen. In beiden Parlamentskammern dürfte er über eine solide Mehrheit verfügen. Seine Anhänger sind überzeugt, dass Italien zum zweiten Mal eine volle fünfjährige Legislaturperiode unter Berlusconis Führung bevorsteht.
Mega-Wahlkampagne
Trotz seiner 71 Jahre hat Berlusconi in den
vergangenen Wochen mit unermüdlichem Eifer die Wahlkampagne geführt. Dabei
warnte er die Wähler vor allem vor einer Bestätigung der Kommunisten an der
Macht. Für ihn werde es zwar ein "Kreuz" sein, wieder die Führung Italiens
zu übernehmen, er sei jedoch zu diesem Opfer aus Liebe zu seinem Land
bereit, sagte er immer wieder. An seinen Wahlsieg hat Berlusconi felsenfest
geglaubt: Schließlich sind Erfolge eine Konstante in seinem ereignisreichen
Leben, pflegt er zu sagen.
Staubsaugervertreter und Conferencier
Der 1936 als Sohn eines
Bankangestellten geborene Mailänder begann seine Karriere als
Staubsaugervertreter und Conferencier auf Kreuzfahrtschiffen. Über die
bescheidenen Verhältnisse seiner Jugendjahre erzählt der Medienmogul gern.
Mit 25 Jahren hatte er den Doktortitel der Rechtswissenschaften der
Universität Mailand in der Tasche und eine Riesenkarriere im Sinn. Im Jahr
1961 stieg er in die Baubranche ein. Er erwarb mit teils undurchsichtigen
Bankkrediten in der Peripherie der expandierenden lombardischen
Wirtschaftsmetropole Grundstücke, auf denen er Wohnsiedlungen errichtete. In
der Folgezeit baute er ganze Stadtviertel auf.
Einstieg ins Mediengeschäft
Parallel dazu wurde der im
Sternzeichen Waage geborene Berlusconi in den 70er Jahren in der
Medienbranche aktiv. 1977 begann der "Cavaliere" - wie er sich als Träger
des Verdienstordens "Ritter der Arbeit" gern nennen lässt - seine Karriere
im Mediengeschäft. Nach und nach baute er sich ein Netz von privaten
TV-Sendern auf, das bald mit Abstand zum größten seiner Art in Europa wurde.
Dass er dabei von oft zwielichtigen Freundschaften in Politik und Finanzwelt
profitiert habe, warf und wirft man ihm immer wieder vor. In den 80er Jahren
stieg der Unternehmer auch ins Fußballgeschäft ein. Er erwarb den
krisengeschüttelten Fußballclub AC Milan, den er in wenigen Jahren zu einer
der stärksten europäischen Mannschaften machte.
Im Herbst 1993 begann der TV-Magnat schließlich seine politische Karriere. Er verzichtete darauf, sich persönlich um seine Holding Fininvest zu kümmern, deren Eigentümer er aber blieb, und gründete seine konservative Partei Forza Italia. Der Begriff stammt - bei Berlusconi kaum anders zu erwarten - aus dem Fußballjargon und bedeutet sinngemäß "Hoppauf Italien!". 1994 gewann er sowohl die Parlaments- als auch die EU-Wahlen an der Spitze einer Mitte-Rechts-Allianz. Wegen Konflikten zwischen ihm und seinen Koalitionspartnern brach das Bündnis in Italien aber nach knapp sieben Monaten auseinander.
Erstes Comeback 2001
Entgegen den Erwartungen seiner Gegner
kehrte der stets siegessichere TV-Mann der Politik nicht den Rücken, sondern
begnügte sich mit der Rolle des Oppositionschefs, während er seine Forza
Italia und seine Allianz deutlich stärkte. Nach einer siebenjährigen
"Durststrecke" konnte Berlusconi bei den Parlamentswahlen im Mai 2001 sein
Comeback als Regierungschef feiern. Als erster italienischer
Ministerpräsident in der Nachkriegsgeschichte Italiens blieb Berlusconi eine
ganze fünfjährige Legislaturperiode im Amt. Eine Wiederwahl schaffte der
Medienunternehmer bei den Parlamentswahlen 2006 jedoch nicht. Er blieb nur
rund 25.000 Stimmen hinter seinem Gegner Romano Prodi, der aber nur 24
Monate im Amt blieb. Wegen der internen Konflikte in der
Mitte-Links-Koalition und dem Austritt der christdemokratischen UDEUR aus
dem Regierungsbündnis stürzte das Kabinett Prodi im vergangenen Jänner, was
den Weg zu vorgezogenen Parlamentswahlen ebnete. Prodi blieb nur noch
geschäftsführend Premier.
Justizfragen überschatten Berlusconis politische Karriere seit seinem Einstieg in die Politik. Der Oppositionschef, gegen den in Mailand noch ein Prozess wegen mutmaßlicher Korruption läuft, scheute bisher kein Kräftemessen mit der Linken, um umstrittene Justizreformen durchzusetzen, mit denen er - behaupten seine Gegner - bloß sich und seine Vertrauensmänner vor einer Verurteilung zu retten versuchte. Bisher wurde er jedoch entweder freigesprochen oder das Verfahren wurde wegen Verjährung eingestellt.
Facelifting und Haartransplantation
Der sehr viel Wert auf sein
Äußeres legende Politiker - so bekennt er sich offen zu diversen
Faceliftings und Haartransplantationen, alles "im Dienste für die Republik"
- ist zum zweiten Mal verheiratet und hat fünf längst erwachsene Kinder.
Außenpolitisch zählt er zu den engsten Verbündeten von US-Präsident George
W. Bush. Er wünscht außerdem den EU-Beitritt Russlands und Israels. Im
laufenden Wahlkampf hat Berlusconi gleichzeitig eine deutliche Reduzierung
der Steuerlast, höhere Renten und einen Abbau der Verschuldung versprochen.
Sein Bündnis plant auch, mehr Kompetenzen auf die Regionen zu übertragen -
etwa bei einigen Steuern und Investitionen.