Demjanjuk hatte sogar Unterstützung als Flüchtling bekommen. Das US-Justizministerium versucht unterdessen die Auslieferung des Ex-KZ-Aufsehers zu beschleunigen.
Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Naziopfer bezeichnet und Unterstützung als Flüchtling bekommen. Das gehe aus Akten hervor, die beim Suchdienst des Roten Kreuzes (ITS) im nordhessischen Bad Arolsen liegen, bestätigte eine ITS- Sprecherin eine entsprechende Meldung der deutschen "Bild"-Zeitung vom Dienstag.
"Displaced Person"
Demnach hat sich Demjanjuk als
"Displaced Person" bezeichnet und damit ebenso wie befreite KZ-Häftlinge und
Zwangsarbeiter als von den Nationalsozialisten Verschleppter gegolten.
"Unterlagen aus der Kriegszeit liegen aber definitiv nicht vor, sondern nur
zur Nachkriegszeit", sagte die Sprecherin.
Auslieferungsverfahren wird beschleunigt
Das US-Justizministerium
bemüht sich um eine Beschleunigung des Auslieferungsverfahrens gegen den
früheren KZ-Wächter John Demjanjuk. Demjanjuk habe es "mit
zahlreichen Hinhaltetaktiken" versucht und es gebe keinen Grund mehr,
seine Auslieferung an Deutschland aufzuschieben, erklärte das
Justizministerium am Montag (Ortszeit) in Washington und forderte die
Annullierung des Einspruchs, mit dem Demjanjuk eine neue Frist für seine
Auslieferung erreicht hatte.
Krankheit als Argument gegen Auslieferung
Ein Berufungsgericht
in Cincinnati hatte dem 89-Jährigen am Donnerstag eine Frist bis zum 23.
April für eine gründliche ärztliche Untersuchung eingeräumt. Dabei solle
geklärt werden, ob Demjanjuk die gesundheitlichen Voraussetzungen für einen
Flug nach Deutschland erfülle.
Das Gericht forderte zudem die US-Einwanderungsbehörde auf, Details über den geplanten Transport von Demjanjuk vorzulegen. Demjanjuks Anwälte und Familienangehörige argumentieren, der 89-Jährige sei zu krank, um den Transport nach Deutschland und einen Prozess durchzustehen. Am Dienstag hatte das Berufungsgericht in Cincinnati Demjanjuks Auslieferung praktisch in letzter Minute gestoppt, um diese Argumente zu prüfen. Der gebürtige Ukrainer war zu diesem Zeitpunkt bereits von der Behörde abgeholt worden und auf dem Weg zum Flughafen gewesen.
Wächter in Sobibor
Demjanjuk wird Beihilfe zum Mord in
29.000 Fällen zur Last gelegt. Er soll 1943 für ein halbes Jahr zu den
Wachmannschaften des NS-Vernichtungslagers Sobibor im damals von
Nazi-Deutschland besetzten Polen gehört haben. Demjanjuk muss sich in
München vor Gericht verantworten, da er vor seiner Auswanderung in die USA
in der Nähe der bayerischen Landeshauptstadt lebte.