35 Verhandlungstage bis Mai 2010 sind angesetzt.
Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk muss sich ab 30. November wegen Beihilfe zum Mord in Tausenden von Fällen vor dem Münchner Landgericht verantworten. Für den Prozess sind vorerst 35 Tage bis 6. Mai 2010 angesetzt, wie das Gericht am Donnerstag mitteilte. Die Staatsanwaltschaft München wirft ihm vor, als Wachmann 1943 im Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen bei der Ermordung von mindestens 27.900 Juden in den Gaskammern geholfen zu haben.
Demjanjuk bestreitet Taten
Die Verhandlung dürfte vermutlich
einer der letzten großen Prozesse zu Verbrechen aus der Zeit
des Nationalsozialismus werden. Hauptbeweismittel der Ankläger ist ein
SS-Dienstausweis mit der Nummer 1393. Zudem geht aus einer Verlegungsliste
von März 1943 hervor, dass Demjanjuk damals nach Sobibor verlegt wurde.
Demjanjuk bestreitet, an den Verbrechen beteiligt gewesen zu sein.
Der 89-Jährige sitzt seit seiner Abschiebung aus den USA im Mai in München-Stadelheim in Untersuchungshaft. Er leidet unter Nierenversagen, Blutarmut und Wirbelsäulen-Problemen. Er ist in einem Gutachten als verhandlungsfähig eingestuft worden. Die Ärzte haben jedoch empfohlen, die Verhandlungsdauer auf zwei Mal 90 Minuten pro Tag zu beschränken.
"Iwan der Schreckliche"
Demjanjuk stand schon einmal
wegen Beihilfe zum Mord an Tausenden Juden vor Gericht. 1988 wurde er in
Israel zum Tode verurteilt. Er wurde für "Iwan den Schrecklichen" gehalten,
ein im Vernichtungslager Treblinka für seine sadistischen Taten berüchtigter
Aufseher. Nach neuen Beweisen hob das Oberste Gericht Israels das
Todesurteil allerdings auf, und Demjanjuk kehrte in die USA zurück. Dort
lebte bis zu seiner Abschiebung nach Deutschland.