Thailand
Demonstranten okkupieren Regierungssitz in Bangkok
28.08.2008
Der Konflikt in Thailand zwischen der Opposition und der Polizei spitzt sich zu: Demonstranten besetzten den Regierungssitz des Premiers.
In Thailand spitzt sich die Konfrontation zwischen den Polizeikräften und regierungsfeindlichen Demonstranten zu. Die Polizei rückte am Donnerstag mit mehr als hundert Bussen an, um die protestierenden Menschen, die seit Dienstag in der Hauptstadt Bangkok den Gebäudekomplex mit dem Büro des Regierungschefs Samak Sundaravej blockieren, von dort wegzudrängen. Die Demonstranten hatten eine gerichtliche Aufforderung zum Abzug ignoriert. Die Polizei forderte die Teilnehmer zunächst auf, freiwillig abzuziehen.
Streit um Haftbefehle
Ein Gericht hatte am Mittwoch Haftbefehle
gegen neun Anführer des Protests ausgestellt, der von der konservativen
"Volksallianz für Demokratie" (PAD) entfesselt worden war. Unter ihnen
befinden sich der PAD-Gründer und Pressemagnat Sondhi Limthongkul,
Ex-General Chamlong Srimuang und der Oppositionsabgeordnete Pibhop
Dhongchai. Gleichzeitig hatte Innenminister Kowit Wattana aber
Dialogbereitschaft angedeutet und zu Verhandlungen aufgerufen. Tausende
Demonstranten versperrten allerdings alle Zugänge zu dem Gelände, auf dem
sich die Politiker aufhalten. Chamlong sprach am Donnerstag von einem Sieg,
weil die Polizei das Gelände über Nacht nicht gewaltsam geräumt hatte. Er
kündigte die Fortsetzung der Proteste an, bis die Regierung zurücktritt.
Die Opposition wirft der Regierung vor, eine Marionette des für massive Korruption verantwortlich gemachten früheren Regierungschefs Thaksin Shinawatra zu sein, der im September 2006 nach sechs Jahren im Amt durch einen von der Krone gebilligten Militärputsch gestürzt worden war. Doch gewann die Partei seiner Anhänger die Parlamentswahlen im vergangenen Dezember. Der jetzige Premier wollte zuletzt Verfassungsänderungen durchsetzen und die Korruptionsvorwürfe gegen Thaksin entkräften lassen. Die gespannte Atmosphäre in Bangkok löste Spekulationen über einen möglichen neuen Militärputsch aus.
Foto: (c) APA