Umstrittene Bilder
Der Ablauf der Exekution
31.12.2006
Am Montag ist ein Video von der Hinrichtung Sadam Husseins aufgetaucht, das nicht bearbeitet und zensiert wurde. Die irakische Regierung prüft jetzt dessen Herkunft.
Die irakische Regierung will prüfen, wie es dazu kommen konnte, dass Wachleute, die bei der Exekution Saddam Husseins anwesend waren, diesen in der Minute seines Todes beschimpften und die Exekution des früheren irakischen Machthabers sogar in voller Länge filmten. Nach den Worten eines Richters sollen zwei hohe Regierungsbeamte mit ihren Mobiltelefonen das Video gemacht haben, dass tausendfach im Internet verbreitete.
Die inoffiziellen Aufnahmen unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt von den Film, der von der Regierung veröffentlicht wurde: Auf dem Band ist zu sehen und zu hören, wie der ehemalige Diktator bis zum letzten Moment beschimpft und verhöhnt wird. Zudem zeigt das Video die Hinrichtung in voller Länge. Unter anderem sind Hochrufe auf den radikalen Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr zu hören. Als Saddam bereits am Galgen hängt, bricht Jubel unter den Anwesenden aus.
Das unzensierte Video: Hier
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Die offizielle Version: Hier
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Sadam-Anwalt protestiert bei UNO
Einer der Anwälte des
hingerichteten irakischen Machthabers Saddam Hussein, der Franzose Emmanuel
Ludot, hat in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine
Untersuchung der Umstände gefordert, unter denen sein Mandant hingerichtet
wurde. Das Video seiner Hinrichtung und die Tatsache, dass Saddam gehängt
worden sei, verstießen gegen die Genfer Konvention von 1949. Der
Hingerichtete sei bis zu seinem Tod vom Status her ein Kriegsgefangener
gewesen, also hätte die Konvention auf ihn angewandt werden müssen, heißt es
in dem am Dienstag in Auszügen veröffentlichten Schreiben.
Unbeugsam bis in den Tod
"Nieder mit den Verrätern, den
Amerikanern, den Spionen und den Persern!", ruft Sadam Hussein ein
letztes Mal, als ihm am Samstagmorgen kurz vor seiner Hinrichtung nochmals
sein Todesurteil vorgelesen wird.
Dann wird er in einen kargen Kellerraum geführt. Es ist bitterkalt, wie Augenzeugen hinterher berichten. Die Eindrücke der 14 Zeugen von Saddams Gefühlen im Angesicht des Todes gehen auseinander. "Ich sah die Angst in seinen Augen", erzählte der irakische Sicherheitsberater Mowaffak al-Rubaie. "Er zitterte, sein Gesicht war blass", gab ein anderer Augenzeuge zu Protokoll. "Er zeigte keine Angst", dagegen ein Dritter.
Schlussstrich unter Gewaltherrschaft
Mit Saddam Husseins
Hinrichtung haben die irakische Regierung und ihre amerikanischen Mentoren
einen formalen Schlussstrich unter die blutige Ära der Gewaltherrschaft
gezogen. Vielen der Opfer, die über Jahre in den Kerkern des Baath-Regimes
schmachten mussten, und den Angehörigen der unzähligen Menschen, die von
seinen Schergen ermordet wurden, bereitet der Tod des Diktators Genugtuung.
Nach der Hinrichtung ließen tausende Kurden und Schiiten im ganzen Land
ihrer Freude über den Tod des einstigen Peinigers freien Lauf und zogen
jubelnd auf die Straße.
Henker voller Hass auf Saddam
Selbst
im Hinrichtungsraum konnte einer der Maskierten seinen Hass nicht verbergen. "Du
hast uns getötet! Du hast unser Leben zerstört", rief er
Saddam zu. Und auf dem Video sind mehrfach Hochrufe auf den radikalen
Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr und dessen während der Saddam-Herrschaft
getöten Vater zu hören.
Viele Gegner ließen hier ihr
Leben
Der Schauplatz des letzten Akts im Leben Saddam Husseins rief
noch einmal Erinnerungen an die Grausamkeiten des Gewaltherrschers wach. Der
Ex-Diktator wurde im Keller eines Gebäudes des einstigen
Militärgeheimdienstes exekutiert, in dem viele seiner Gegner ebenfalls ihr
Leben gelassen haben. Saddam hatte noch bis kurz vor seinem Ende in den
Händen seiner Häscher ausharren müssen - bei den von ihm als "Invasoren
und Besetzer" beschimpften Amerikanern, die ihn 2003 gestürzt hatten.
Sieben Monate nach seinem Sturz spürten ihn US-Soldaten in einem Erdloch auf
einem Bauernhof nahe Tikrit auf. Erst eine halbe Stunde vor der Hinrichtung
überstellten die Amerikaner ihn an die Iraker - außerhalb der vom US-Militär
kontrollierten "Grünen Zone".
Sein Tod löst keine
Probleme
Dass der Tod Saddams etwas an der alltäglichen Gewalt
ändern könnte, glaubt inzwischen kaum ein Iraker. Und Worte Saddams aus dem
Hinrichtungskeller erinnern so manchen an jahrzehntelang von ihm wiederholte
düstere Prophezeiungen über den Zerfall des Landes nach seinem eigenen Ende: "Der
Irak ist nichts ohne Saddam."