Porträt

Der tiefe Fall von Moshe Katzav

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Katzav wurde im Iran geboren und hat sich aus einfachsten Verhältnissen an die Spitze des israelischen Staates hochgearbeitet.

Der israelische Staatspräsident Moshe Katzav hat fünf Kinder und sechs Enkelkinder. Er verkörpert in jeder Hinsicht ein traditionelles Leit- und Familienbild. Auch in der Politik galt er immer als ein verlässlicher Vertreter konservativer Werte. Dass er 2000 überraschend ins Amt des Staatsoberhaupts gewählt wurde, hatte er vor allem diesem glaubwürdigen Image zu verdanken. Damit ist es nun vorbei: Die Staatsanwälte wollen ihm wegen Vergewaltigung und Amtsmissbrauchs den Prozess machen. Der Amtsverzicht ist die logische Konsequenz.

Integrationsfigur
Der konservative Likud-Politiker und mehrmalige Minister - der sich bei der Wahl 2000 überraschend gegen den damaligen sozialdemokratischen Favoriten Shimon Peres durchgesetzt hatte - hatte sich als achtes Staatsoberhaupt Israels wie erhofft zu einer Integrationsfigur der an Konflikten reichen israelischen Gesellschaft entwickelt. Zwar verärgerte er hier und da liberale Kräfte, die strikt säkular orientierte Linke oder die jüdische Reformbewegung, mit deren Hilfe viele Israelis dem Einfluss des orthodoxen Rabbinertums entfliehen. Aber er wirkte nicht konfrontativ. Er spaltete nicht. Er schien selbst das tiefe Misstrauen zwischen der alten Elite der europäischen Juden und den ärmeren Einwanderern aus den islamischen Ländern zu überbrücken.

Katzav wurde im Iran geboren und hat sich aus einfachsten Verhältnissen an die Spitze des israelischen Staates hochgearbeitet. Mit seiner Familie landete der knapp Sechsjährige in Israel in einer Zeltstadt im Hinterland von Ashdod südlich von Tel Aviv. Aus der so genannten Entwicklungsstadt wurde aber nicht zuletzt unter seiner Ägide als Bürgermeister ein selbstbewusstes Kiriat Malachi mit knapp 20.000 Einwohnern.

Unauffälligkeit
Im rechts-konservativen Likud gehörte Katzav nie der Fraktion der Außenpolitiker an, sondern konzentrierte sich seit Beginn der achtziger Jahre in verschiedenen Ministerämtern auf innenpolitisch relevante Ressorts: Wohn- und Bauwesen, Arbeit und Soziales, Verkehr, Tourismus. Unter den schillernden Figuren der israelischen Politik fiel er vor allem dadurch auf, dass er unauffällig war. Als das Parlament im Jahr 2000 einen Nachfolger für Ezer Weizman suchte, der wegen eines Finanzskandals zurücktreten musste, galt er plötzlich als der ideale Mann - und gewann die Wahl.

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