Im Gegensatz zu den Schweizern lehnen die Deutschen mehrheitlich ein Bauverbot von Minaretten ab. In einer repräsentativen Umfrage des Instituts Emnid im Auftrag der Zeitung "Bild am Sonntag" (6. Dezember) sprachen sich 48 Prozent gegen ein solches Bauverbot aus. 38 Prozent sind dafür. Vor allem in Westdeutschland sei die Toleranz für Minarette groß: Hier seien 51 Prozent gegen ein Verbot und nur 37 Prozent dafür. Im Osten stimmten dagegen 44 Prozent der Befragten für ein Minarett-Verbot und 37 Prozent dagegen. Emnid befragte Mittwoch und Donnerstag 1000 Menschen.
Westerwelle: "Schweiz kein undemokratisches Land"
Mehrheitlich
für ein Verbot von Minaretten seien die Befragten über 65 Jahre, Bürger mit
Volksschulabschluss sowie die Anhänger der SPD. Die größte Ablehnung eines
Verbots gebe es bei den Wählern der Grünen sowie den Befragten mit
Hochschulreife. In der Schweiz hatten am vergangenen Sonntag in einer
Volksabstimmung fast 58 Prozent für ein Verbot des Baus neuer Minarette
gestimmt.
Der deutsche Außenminister und Vizekanzler Guido Westerwelle hat die Schweiz gegen die heftige Kritik in Schutz genommen. Die Schweiz sei eine der ältesten Demokratien und auf Ausgleich und Toleranz gebaut, sagte Westerwelle der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er selbst hätte sich bei der Volksabstimmung am vergangenen Sonntag ein anderes Ergebnis gewünscht. Die Behauptung, die Schweiz sei nun ein undemokratisches und intolerantes Land geworden, sei jedoch "völlig unangemessen", sagte der FDP-Politiker.
Franzosen gespalten
In Frankreich, wo europaweit die meisten
Muslime leben, ist die Bevölkerung in der Frage eines Minarett-Verbots
gespalten. In einer Umfrage für die konservative Pariser Zeitung "Le Figaro"
gaben 46 Prozent der Franzosen an, sie würden ein Verbot befürworten. 40
Prozent wollen den Minarett-Bau dagegen nicht untersagen. 14 Prozent machten
keine Angaben. Frankreich hat mit rund fünf Millionen Menschen die größte
muslimische Gemeinde in Europa.