Hintergrund
Die Klimaschutz-Ziele Brüssels
23.01.2008
Die wichtigsten Eckpunkte des Klimaschutzpaketes der EU-Kommission.
Klimaziele
Die EU will laut Gipfelbeschluss vom März 2007 ihren
Ausstoß an gefährlichen Treibhausgasen bis 2020 um ein Fünftel gegenüber
1990 reduzieren, wenn die USA, China und Indien mitmachen sogar um 30
Prozent. Da die EU bis 2005 schon 6 Prozent der Klimakiller abgebaut hat,
fehlen nur noch 14 Prozent.
Emissionshandel "Neu"
Insgesamt wird die Industrie bis
2020 ihre Emissionen um 21 Prozent gegenüber 2005 reduzieren müssen. Nach
den Vorstellungen der EU-Kommission wird es ab 2013 keine nationalen
CO2-Kontingente und Zuteilungspläne mehr geben, sondern nur noch nach
Sektoren, wobei die Emissionsrechte EU-weit versteigert werden. Die
Energiewirtschaft soll von Beginn an ihre Verschmutzungsrechte zu 100
Prozent ersteigern, die übrigen Industriezweige bis 2020. Die genaue
Zuteilung wird später geregelt, ebenso welche Branchen zu Beginn weiter
Gratis-Zertifikate bekommen. 20 Prozent der Einnahmen aus den
Versteigerungen werden für Klimaschutzprojekte reserviert.
Klima-Zoll
Darüber will die Kommission 2011 entscheiden, sollte
es bis dahin kein neues internationales Klimaabkommen geben, das auch die
USA, Indien, China einschließt. Möglich wäre eine spezielle Abgabe für
Importgüter aus Ländern ohne entsprechende Umweltauflagen oder eine
Verlängerung der Vergabe von Gratiszertifikaten für besonders betroffene
Branchen.
Lastenverteilung
Die Industrie produziert zwar einen großen
Teil der klimaschädlichen CO2-Emissionen eines Staates, aber nicht alle. Der
Rest stammt aus Verkehr, Heizung bzw. Kühlung von Gebäuden, Landwirtschaft
oder auch Dienstleistungen. In diesem Bereich will die EU insgesamt die
Treibhausgase um 10 Prozent gegenüber 2005 senken - beispielsweise mit
Dämmungen, strengeren Abgasnormen für Autos etc. Die einzelnen
Mitgliedstaaten bekommen jedoch unterschiedliche nationale Vorgaben -
reichere Länder müssen um bis zu 20 Prozent CO2 reduzieren, während ärmere
Mitgliedstaaten im Osten um bis zu 20 Prozent zulegen können. Österreich
wird dem Vernehmen nach gegenüber 2005 16 Prozent CO2 einsparen müssen.
Erneuerbare Energieträger
Um EU-weit 2020 ein Fünftel der
verbrauchten Energie aus Wasser, Sonne, Wind, oder Biomasse zu gewinnen,
müssen die einzelnen Staaten ihr Ökostrom-Angebot deutlich ausbauen oder die
Energie sparen. Reichere Länder wie Österreich müssen auch hier deutlich
mehr tun, als ärmere wie Bulgarien. Der Handel mit Öko-Zertifikaten wird
möglich sein, grenzüberschreitend aber nur mit der Zustimmung der jeweiligen
Länder. Für grüne Energie-Projekte erlaubt die Kommission künftig höhere
staatliche Beihilfen.
Agrartreibstoffe
Jeder EU-Staat soll 2020 ein Zehntel seines
gesamten Treibstoffverbrauchs aus Agrarkraftstoffen - Bioethanol und
Biodiesel - decken. Derzeit hält die EU insgesamt bei einem Anteil von zwei
Prozent. Nur "nachhaltige" Biotreibstoffe sollen in der EU eingesetzt werden
dürfen, also solche, die deutlich weniger CO2 ausstoßen als herkömmliches
Benzin oder Diesel. Die genauen Schwellenwerte für die notwendigen
Einsparungen sind noch strittig.
Energieeffizienz
Die EU-Kommission geht davon aus, dass zur
Erreichung der Klimaziele eine Verbesserung der Energieeffizienz in der EU
bis 2020 um 20 Prozent notwendig ist. Konkrete Vorschläge soll es dazu im
Laufe des Jahres geben: neue strengere Vorschriften für Gebäude und für rund
20 Produkte von Kühlschränken bis zu Glühbirnen.
Kosten
Die Brüsseler Behörde rechnet mit Kosten von weniger als
einem Prozent des BIP, konkret zwischen 0,5 und 0,6 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes (BIP), also der EU-Wirtschaftsleistung. Damit sollen
deutlich höhere Kosten verhindert werden, die der Klimawandel bei späterer
Reaktion verursachen würde. Im Report des britischen Regierungsberaters
Nicholas Stern werden diese mit 5 bis 20 Prozent des globalen BIP beziffert.
Dass die Industrie und vor allem Kraftwerks- und Raffinereibetreiber für
ihren Treibhausgasausstoß ab 2013 zahlen müssen, wird sich nach internen
Schätzungen der Kommission mit 10 bis 15 Prozent höheren Strompreisen
niederschlagen.