Das Militär Kolumbiens hat ein Video von der Befreiung Betancourts veröffentlicht. Die Politikerin möchte nun für die übrigen Geiseln kämpfen.
"Ich habe die Entscheidung getroffen, mich für die einzusetzen, die noch im Dschungel sind", verkündete Betancourt nach ihrem Eintreffen in Paris mit Blick auf die schätzungsweise 700 verbliebenen Geiseln der FARC-Rebellen. Dabei verlor die Franko-Kolumbianerin keine Zeit und forderte gleich Ecuadors Staatschef Rafael Correa auf, seine Meinungsverschiedenheiten mit dem kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe beizulegen, damit sich beide um eine Befreiung der FARC-Geiseln kümmern können. Auch Venezuelas linksgerichteten Präsidenten Hugo Chavez, der bereits in der Geiselkrise vermittelt hatte, forderte Betancourt zur Mithilfe auf.
Tatsächlich hat Betancourts Stimme gerade wegen ihres jahrelangen Martyriums Gewicht. Sie habe nach ihrer Befreiung eine "sehr starke internationale Präsenz", sagt der Politikwissenschaftler Alejo Vargas von der Universidad Nacional de Colombia. "Sehr wahrscheinlich" werde Betancourt eine glaubwürdige Präsidentschaftskandidatin werden. Vargas hat keinen Zweifel, dass sich die politische Landschaft seines Landes mit Betancourts Rückkehr verändern wird.
Video veröffentlicht
Über die Befreiung selbst wurde nun ein
Video veröffentlicht. Bei der Befreiung der vor knapp sechseinhalb Jahren
entführten früheren kolumbianischen Präsidentschaftskandidatin Ingrid
Betancourt aus der Gewalt der FARC-Rebellen haben die Streitkräfte auch
falsche Journalisten zur Täuschung eingesetzt. Kolumbiens oberster Militär,
General Mario Montoya, zeigte am Freitag (Ortszeit) dramatische
Videoaufnahmen von der Aktion "Jaque" (Schach).
Rebellen getäuscht
Diese stammten vom vergangenen Mittwoch,
als sich Soldaten nach offizieller Darstellung als Mitglieder einer
regierungsunabhängigen Organisation sowie als Rebellen ausgegeben hatten und
Betancourt und 14 weitere FARC- Geiseln, darunter auch drei Amerikaner, in
einem Hubschrauber zu einem vermeintlichen Treffen mit einer internationalen
Kommission geflogen hatten. Tatsächlich wurden die mitfliegenden zwei
Rebellen in der Luft überwältigt und die Geiseln waren frei.
Die Aufnahmen stammten von einem Kamerateam, das aus Mitgliedern der kolumbianischen Sicherheitsdienste zusammengesetzt gewesen sei, die sich als Journalisten ausgegeben hätten, sagt Montoya weiter. "Wir haben die Zeit des Wartens genutzt, um (durch die falschen Journalisten) das Vertrauen der Rebellen" zu gewinnen, sagte der General. Die Täuschung der Rebellen durch falsche Mitglieder einer regierungsunabhängigen Organisation und falsche Journalisten dürfte künftige Freilassungsaktionen extrem erschweren, weil dabei bisher fast immer unabhängige Organisationen und auch Journalisten als Sicherheitsgarantie für die Rebellen teilgenommen haben. Für die unabhängigen Organisationen und für Journalisten dürfte es künftig noch gefährlicher werden, in Kolumbien zu arbeiten.
Betancourt lässt sich in Pariser Spital untersuchen
Drei
Tage nach ihrer spektakulären Befreiung aus der Hand der kolumbianischen
FARC-Rebellen will sich die franko-kolumbianische Politikerin Ingrid
Betancourt am Samstag in einem Pariser Krankenhaus ärztlich untersuchen
lassen. "Ich habe im Dschungel ernsthafte medizinische Probleme gehabt",
hatte die 46-Jährige am Vortag erklärt. Eine andere Geisel, ein
Krankenpfleger, habe sich um sie gekümmert. Nach ihrer Befreiung wirkte
Betancourt, die vor einigen Wochen noch als sterbenskrank bezeichnet worden
war, abgemagert, aber erstaunlich fit. Nach Medienberichten leidet sie
zumindest an einer Hepatitis.