Wieder Gefechte im Zedernstaat: Drei Menschen wurden getötet. Pro-westliche Anhänger und Syrien-treue Gegner der Regierung prallen aufeinander.
Im Libanon sind bei Gefechten zwischen Anhängern der pro-westlichen Regierungsmehrheit und der von Syrien und dem Iran unterstützten Opposition in der Nacht auf Dienstag mindestens drei Menschen getötet worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden vier weitere Libanesen in zwei Dörfern in der ostlibanesischen Bekaa-Ebene verletzt. Dort hat die schiitische Hisbollah einige ihrer Hochburgen. Die Kämpfer setzten auch Panzerfäuste und Mörser ein. Eine Eliteeinheit der Armee beendete das Gefecht in den frühen Morgenstunden. Dem Vernehmen nach hatte das Militär vorher Kontakt zu politischen Führern auf beiden Seiten aufgenommen.
Arabische Liga vermittelt
Die Konfliktparteien hatten sich im Mai
nach Verhandlungen unter Schirmherrschaft der Arabischen Liga in Katar auf
die Wahl von Armeechef General Michel Sleimane zum Staatspräsidenten und auf
die Bildung einer Allparteienregierung geeinigt. Die angestrebte Regierung
der Nationalen Einheit lässt indes auf sich warten, weil es Streit um die
Besetzung der Schlüsselressorts gibt. Obwohl sich die christlichen Parteien
teilweise der Mehrheitskoalition, teilweise der Opposition angeschlossen
haben, sind an den sporadisch aufflammenden Kämpfen bisher nur schiitische
und sunnitische Gruppen beteiligt. Die schiitischen Partei gehören
ausnahmslos dem Oppositionsbündnis an.
Ministerposten werden verteilt
Auch innerhalb des
Oppositionsbündnisses herrscht Uneinigkeit über die Verteilung von
Ministerposten. Die christliche Freie Patriotische Bewegung (CPL) von
Ex-General Michel Aoun erhebt Anspruch auf fünf der elf Ressorts, die der
Opposition zufallen sollen. Dabei kollidieren die Forderungen der CPL und
der schiitischen Amal-Bewegung von Parlamentspräsident Nabih Berri. Das
Abkommen von Doha sieht für die Mehrheitskoalition 16, für das
Oppositionsbündnis elf Ministerposten vor. Die Nominierung von drei weiteren
Ministern bleibt dem neuen Staatspräsidenten Sleimane vorbehalten.
Sleimane und Aoun konferierten laut Beiruter Medienberichten am Montag im Präsidentenpalast von Baabda über die Besetzung des Innen-und des Heeresministeriums. Zuvor war US-Außenministerin Condoleezza Rice überraschend im Libanon eingetroffen. Präsident Sleimane hatte erklärt, er werde keinen Druck von ausländischer Seite bei der Regierungsbildung dulden; er fühle sich ausschließlich den "nationalen und den gemeinsamen arabischen Interessen" verpflichtet.
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