Anschlag in Dimona: Im Süden des Landes sprengte sich ein Attentäter in die Luft. Ein Zweiter wurde erschossen. Eine weitere Person kam ums Leben.
Beim ersten Selbstmordanschlag in Israel seit knapp über einem Jahr sind in der Stadt Dimona im nördlichen Teil der Wüste Negev drei Menschen ums Leben gekommen, darunter die beiden palästinensischen Attentäter. Wie der israelische Rundfunk am Montag unter Berufung auf die Polizei weiter mitteilte, wurden bei dem Attentat außerdem eine Person lebensgefährlich und mindestens zehn weitere schwer verletzt. Es handelte sich um den ersten Selbstmordanschlag in Israel seit dem 29. Jänner vergangenen Jahres. Bei dem Attentat eines Palästinensers waren damals im Badeort Eilat am Roten Meer vier Menschen ums Leben gekommen.
Einkaufszentrum Ziel des Attentats
Der Anschlag ereignete sich
vor dem Eingang zu einem Einkaufszentrum im Stadtzentrum von Dimona im Süden
das Landes. Nach Augenzeugenberichten wurde einer der beiden
palästinensischen Attentäter bei der Explosion verletzt, so dass er seinen
eigenen Sprengsatz nicht selbst zünden konnte. Ein Sanitäter berichtete, er
habe ihn erst behandelt und dann erst gemerkt, dass er einen
Sprengstoffgürtel trug. Der Attentäter sei von der Polizei erschossen
worden, bevor er seinen Sprengsatz habe zünden konnte.
Zu dem Anschlag bekannten sich gleich mehrere palästinensische Gruppen, darunter auch die Al-Aksa-Märtyrerbrigaden, eine militante Gruppe mit Verbindungen zur Fatah-Partei von Präsident Mahmoud Abbas. In einem E-Mail an die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) erklärte die Gruppe, sie hätte eine "Märtyreraktion" ausgeführt. Abbas selbst verurteilte den Anschlag allerdings umgehend. Die im Gaza-Streifen herrschende Gruppe Hamas bezeichnete den Anschlag als "heldenhafte Tat". Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri sprach von einer "natürlichen Antwort auf die Verbrechen der Besatzung". Er rief andere militante Gruppen zur Nachahmung der Tat auf.
Dringlichkeitssitzung
Der israelische Regierungschef Ehud Olmert
berief unmittelbar nach dem Attentat eine Dringlichkeitssitzung seiner
Sicherheitsexperten ein. Die israelische Polizei wurde landesweit in erhöhte
Alarmbereitschaft versetzt. Die religiös-orientalische Shas-Partei forderte
ein sofortiges Ende der Friedensverhandlungen mit den Palästinensern.
Verteidigungsminister Ehud Barak sprach sich für den Bau eines
Sicherheitszaunes entlang der rund 200 Kilometer langen Grenze zwischen
Israel und Ägypten aus. Israel werde "mit allen Mittel" den Terrorismus
bekämpfen, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Arieh Mekel: "Die
Terror-Organisationen haben ihr wahres Gesicht gezeigt."
Appell an die Europäische Union
Aus Anlass des Attentats
kritisierte die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) in Wien direkt die
Europäische Union: "Der heutige Terroranschlag in Dimona ist eine direkte
Folge der Öffnung der Grenze zwischen Gaza und Ägypten, die den Tätern das
Eindringen nach Israel durch die Wüste Sinai über ägyptisches Territorium
ermöglichte." Die IKG habe daher "mit Verärgerung und Unverständnis" die
Verurteilung Israels wegen der Gaza-Blockade "durch politische Instanzen,
wie der EU-Kommissarin (Benita) Ferrero-Waldner vor wenigen Tagen, zur
Kenntnis genommen." Wolle die EU den Anspruch, ein "seriöser Friedensmakler"
zu sein aufrechterhalten, sei sie nun zu "ernsthaftem Handeln" gezwungen, so
die IKG.
Die israelischen Streitkräfte töteten am Montag bei einem Luftangriff im Gaza-Streifen Abu Said Karmut, ein ranghohes Mitglied der radikalen palästinensischen Gruppierung "Volkswiderstandskomitee". Die Gruppe hatte in der Vergangenheit Hunderte Raketen auf den Süden Israels abgefeuert und damit immer wieder israelische Gegenangriffe ausgelöst. Die Komitees unterhalten enge Beziehungen zur im Gaza-Streifen regierenden Hamas.