Die Franzosen sollen Kinder entführt haben, dafür will die Anklage bis zu elf Jahre Straflager.
Im Prozess um die Entführung von Kindern aus dem Tschad hat der Staatsanwalt bis zu elf Jahre Haft für die sechs angeklagten Franzosen gefordert. Wegen versuchter Entführung, Betrugs und unbezahlten Rechnungen sollten die Mitarbeiter der Organisation L'Arche de Zoe (Zoes Arche) sieben bis elf Jahre Arbeitslager bekommen, verlangte Beassoum Ben Ngassoro am Mittwoch vor dem Strafgericht in N'Djamena. Am Mittwoch war bereits mit einem Urteil gerechnet worden.
Mitangeklagte Tschader sollen freigelassen werden
Zwei
mitangeklagte Tschader sollten freigelassen werden, über einen dritten sowie
einen Sudanesen sollten die Geschworenen entscheiden. Sie seien "Opfer des
Betrugs" geworden, sagte der Staatsanwalt. Die Anwälte der Franzosen
betonten dagegen, ihre Mandanten hätten lediglich die Kinder retten wollen.
Sie hätten in "gutem Glauben" gehandelt.
103 Kinder sollten ausgeflogen werden
Die Franzosen hatten 103
Kinder ausfliegen wollen, bei denen es sich angeblich um Waisen aus der
sudanesischen Krisenprovinz Darfur handelte. Später stellte sich heraus,
dass fast alle Kinder aus dem Tschad stammten und jeweils mindestens ein
Elternteil noch lebte. Einer der Sudanesen hatte am Samstag ausgesagt, dass
er der Organisation vorgemacht habe, dass die Kinder Kriegsflüchtlinge aus
dem Sudan seien.
In dem Fall wurden im Tschad insgesamt 17 Personen festgenommen; mehrere Journalisten, Flugbegleiter und Piloten kamen zwischenzeitlich aber wieder frei. Die Angeklagten traten aus Protest gegen ihre Inhaftierung in den Hungerstreik und erklärten, sie seien von Frankreich im Stich gelassen worden. Die französische Regierung hat sich in dem für sie peinlichen Fall bisher weitgehend zurückgehalten. Erst am Montag war eine Angeklagte im Gerichtssaal kollabiert.