Artenschutzkonferenz
Durchbruch bei Vorteilsausgleich
28.05.2008
Die UN-Artenschutzkonferenz in Bonn hat einen ersten Durchbruch in der umstrittenen Frage des Vorteilsausgleichs für die Nutzung genetischer Ressourcen erzielt.
In der Nacht auf Mittwoch sei ein konkretes Verhandlungsmandat vereinbart worden, auf dessen Grundlage nun bis 2010 ein Abkommen geschlossen werden solle, sagte der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel am Vormittag in seiner Rede vor den Vertretern von mehr als 190 Staaten. "Wir haben einen konkreten Text und einen konkreten Fahrplan", sagte Gabriel.
Schutz vor "Biopiraterie"
Auf ein Abkommen über den
Vorteilsausgleich dringen vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer, die
damit einen besseren Schutz vor "Biopiraterie" durch Unternehmen aus
Industriestaaten erreichen wollen. Die erreichte Vereinbarung werde dazu
beitragen, "das Vertrauen zwischen den unterschiedlichen Vertragsparteien zu
stärken", sagte daher Gabriel. Es sei unfair, zum Beispiel aus genetischen
Ressourcen der Entwicklungsländer Medikamente herzustellen, "ohne einen
fairen Ausgleich dafür zu organisieren".
Globales Netz von Schutzgebieten geplant
Am Mittwoch hat die
entscheidende Phase der Bonner UN-Artenschutzkonferenz begonnen: Der
deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel eröffnete mit einer Rede das
hochrangige Treffen. Geplant ist unter anderem ein globales Netz von
Schutzgebieten, das bis 2010 aufgebaut werden soll.
"190 Länder an einen Tisch bringen"
Der
Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Achim
Steiner, hob in seinem Beitrag die Bedeutung der Konferenz für die
internationale Umweltpolitik hervor: "Wir sind heute am Beginn des 21.
Jahrhunderts an dem Punkt, wo wir Umweltpolitik nur noch global voranbringen
können. Und das bedeutet, über 190 Länder an einen Tisch zu bringen", sagte
Steiner am Mittwoch im Deutschlandfunk.
Um die Artenvielfalt zu schützen, müssten wirtschaftliche Instrumente geschaffen werden, damit man wieder in die Ressourcen investieren könne. Viele Länder seien mittlerweile bereit, hierfür Gelder zur Verfügung zu stellen. Die Zahlen seien jedoch noch nicht am erhofften Punkt. "Aber ich glaube, Bonn wird hier sicherlich eine Richtungswende einlenken", sagte der Leiter des UN-Umweltprogramms.
Merkel will Trendwende im Artenschutz
Die deutsche
Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte in ihrer Rede eine Trendwende im
Artenschutz. Dazu müssten auch die reichen Industrieländer mit Geld
beitragen. Merkel sagte für die deutsche Bundesregierung von 2009 bis 2012
zusätzlich insgesamt eine halbe Milliarde Euro und zudem von 2013 an
jährlich eine halbe Milliarde Euro für den Schutz von Wäldern und Arten zu.
"Die Natur ist ein sagenhafter Lehrmeister", sagte Merkel am Mittwoch zu
Beginn der heißen Phase der UN-Konferenz zum Schutz der biologischen
Vielfalt.
Chance, Verantwortung zu übernehmen
Beispielsweise gingen
noch unbekannte medizinische Wirkstoffe mit aussterbenden Arten verloren,
sagte Merkel. Die Konferenz in Bonn mit Ministern und Delegierten aus fast
200 Ländern biete die Chance, die Verantwortung dafür zu übernehmen, den
Reichtum der Erde und damit die Lebensgrundlage der Menschheit langfristig
zu bewahren.
Bisher stockten die Verhandlungen in allen wichtigen Punkten. Die zweiwöchige Konferenz dauert noch bis Freitag.