Erste Hochrechnungen sehen den linksgerichteten Präsident Correa bei der Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung als Sieger voraus.
Der linksgerichtete ecuadorianische Präsident Rafael Correa hat sich nach der Wahl einer verfassunggebenden Versammlung als Sieger präsentiert. Wenn die Hochrechnungen stimmten, habe sein Lager 80 Sitze in der Versammlung erhalten, sagte Correa am Sonntagabend (Ortszeit) in Quito. Um die Mehrheit in der verfassunggebenden Versammlung zu stellen, benötigen Correas Anhänger mindestens 66 der 130 Sitze.
Wenn sich die Voraussagen bestätigen, wird Correa uneingeschränkt sein Projekt "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" in Angriff nehmen können, das unzweifelhaft von seinem linkspopulistischen Amtskollegen in Venezuela, Hugo Chávez, inspiriert ist.
"Korruptes" Parlament löst sich vermutlich auf
Correa
erwartet von der verfassunggebenden Versammlung, dass sie das von ihm als
"korrupt" bezeichnete Parlament auflöst. Mit dem offiziellen Ergebnis der
Abstimmung ist laut dem Obersten Wahlgericht nicht vor dem 22. Oktober zu
rechnen.
Neue Verfassung in halbem Jahr
Die verfassunggebende Versammlung
soll am 31. Oktober ihre Arbeit aufnehmen. Sie hat ein halbes Jahr Zeit,
eine neue Verfassung auszuarbeiten, über die dann in einem Referendum
abgestimmt werden soll. Zur Wahl für das Gremium standen mehr als 3200
Kandidaten aus fast 500 Parteien und Gruppierungen. Im April hatten sich die
Bürger Ecuadors in einem Referendum mit deutlicher Mehrheit für die Wahl
einer Verfassunggebenden Versammlung ausgesprochen.
In der neuen Verfassungsgebenden Versammlung sollen die Anhänger Correas eine Dezentralisierung des Staates durchsetzen, der aber in der Wirtschaft großen Einfluss haben soll. Zudem soll der Präsident mehr Macht erhalten.
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Correa, ein linker Wirtschaftswissenschaftler, hatte vor dem Urnengang seinen Rücktritt angekündigt, sollten die traditionellen Parteien gewinnen, die das Land in den letzten 28 Jahren regierten. Diesen droht nun auch der Verlust ihrer letzten institutionellen Bastion, des Parlaments, das der Präsident vorzeitig auflösen will.
Opposition muss sich beteiligen
Die von Correa vorgeschlagene
neue Verfassungsgebende Versammlung war am 15. April in einem Referendum von
83 Prozent der Wähler gebilligt worden. Die Opposition musste sich trotz
ihrer Ablehnung ebenfalls an dem Projekt beteiligen, um nicht von den
Entscheidungsprozessen ausgeschlossen zu werden.
Wahlen ruhig abgelaufen
Beobachter erwarten, dass die Lage in
Ecuador nach den jetzigen Wahlen ruhig bleiben wird. Die Abstimmung wurde
von internationalen Beobachtern, darunter auch aus der EU, überwacht. Seit
vergangenem Donnerstag durfte in Ecuador kein Alkohol in der Öffentlichkeit
getrunken werden. Mehr als 30.000 Polizisten und 45.000 Soldaten sicherten
den Urnengang in dem 14 Millionen Einwohner zählenden Land.