Beschluss
Einwohner Washingtons erhalten volles Wahlrecht
01.03.2009
Die Hauptstadt der USA soll erstmals im Kongress vertreten sein. Ein Abgeordneter soll entsandt werden.
Mehr als 200 Jahre nach der Stadtgründung sollen die Einwohner von Washington DC endlich das Wahlrecht für den US-Kongress bekommen. Am Donnerstag wurde im Senat eine Vorlage verabschiedet, die der US-Hauptstadt die Entsendung eines Abgeordneten ins Repräsentantenhaus ermöglichen soll. Bisher haben die rund 600.000 Einwohner des Bundesdistrikts Columbia, in dem die Hauptstadt liegt, keine parlamentarische Vertretung. Ihre Interessen werden lediglich von einer nicht stimmberechtigten Delegierten wahrgenommen. Es gilt als sicher, dass auch das Repräsentatenhaus dem Entwurf in der kommenden Woche die nötige Zustimmung erteilt.
Kräfteverhältnis bleibt gleich
Die Mehrheit von 61
gegen 37 Stimmen im Senat war durch einen überparteilichen Kompromiss
zustande gekommen. Die Vorlage sieht vor, die Zahl der Abgeordneten im
Repräsentantenhaus von 435 auf 437 zu erhöhen. Einer der neuen Abgeordneten
soll künftig den neuen Wahlkreis Washington vertreten, der zweite einen neu
zu bildenden Wahlkreis im Bundesstaat Utah. Da Washington mehrheitlich
demokratisch und Utah mehrheitlich republikanisch ist, dürfte die
Erweiterung nichts am Kräfteverhältnis im Kongress ändern. Ein Sitz im Senat
für Washington ist nicht vorgesehen.
Dem Votum im Senat war ein jahrelanger Kampf der US-Hauptstadt um volles Wahlrecht vorangegangen. Dass die Einwohner Washingtons keine Abgeordneten in die Volksvertretung wählen durften, hatten Befürworter der Änderung als undemokratisch kritisiert.
Sonderstellung
Der Grund für Washingtons Ausnahmestellung liegt
in der Verfassung: Dort sind Sitze im Kongress nur für Vertreter der 50
Bundesstaaten vorgesehen. Washington zählt zu keinem der Bundesstaaten, als
Hauptstadt ist es ein Bundesdistrikt unter der gesetzlichen Hoheit des
US-Kongresses. An den Präsidentschaftswahlen in den USA dürfen Washingtons
Einwohner erst seit den 60er Jahren teilnehmen.
Foto (c) EPA