Ehemalige Geheimdienstler gewannen während der Regierungszeit von Präsident Putin deutlich an Einfluss.
Mehr als drei Viertel aller Russen in Führungspositionen haben einer Studie zufolge früher im Geheimdienst oder beim Militär gearbeitet. Rund 78 Prozent der Verantwortlichen im Kreml, in der Regierung, bei führenden Unternehmen und in den Regionen seien so genannte Silowiki. Die Ex-Agenten und -Militärs hätten während der Regierungszeit von Präsident Wladimir Putin deutlich an Einfluss gewonnen, sagte die Autorin der Studie, Olga Kryschtanowskaja am Mittwoch.
Obwohl Kryschtanowskaja bereits seit 1989 die russischen Eliten erforscht, erlebte auch sie Überraschungen. "Ich war sehr schockiert als ich mir die Vorstände von großen Unternehmen ansah. Ich stellte fest, dass es dort viele unbekannte Leute gibt, die nicht öffentlich, aber offensichtlich Silowiki sind."
Lücken in den Lebensläufen
Die Wissenschaftlerin hatte
für ihre Studie die Lebensläufe von 1.061 Personen überprüft. Es gebe
bestimmte Lücken in den Lebensläufen, an denen man erkennen könne, wenn
jemand für den Geheimdienst rekrutiert worden sei, sagte Kryschtanowskaja.
In den neunziger Jahren seien die ehemaligen Geheimdienstler unter Boris Jelzin zurückgedrängt worden, dann seien sie jedoch unter Putin wieder erstarkt, heißt es in der Studie. Putin selbst hatte nie ein Geheimnis aus seiner persönlichen Vergangenheit als KGB-Agent während des Kalten Krieges gemacht.