Sicherheitskonferenz
Erdogan forciert EU-Beitritt der Türkei
09.02.2008
In München findet die Weltsicherheitskonferenz statt. Der türkische Premier Erdogan betont die Rolle Ankaras in Europa.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz am Samstag die strategische Bedeutung seines Landes in der Weltpolitik hervorgehoben. Die Türkei liege zwischen drei Kontinenten und Meeren und im Zentrum einer krisengeschüttelten Region, sagte Erdogan bei der Eröffnung der Konferenz. Die Entwicklung seit den Terroranschlägen in den USA 2001 berühre auch die Sicherheitsinteressen seines Landes. An der Tagung nehmen rund 350 Persönlichkeiten aus über 50 Ländern teil, unter ihnen der serbische Staatspräsident Boris Tadic, US-Verteidigungsminister Robert Gates, NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer und der russische Vizepremier Sergej Iwanow.
Ankara forciert EU-Beitritt
Erdogan sieht nach eigenen Worten
einen Beitritt seines Landes zur Europäischen Union als positives Signal für
die gesamte muslimische Welt. Die Türkei könne eine "Allianz zwischen den
Kulturen" garantieren. "Das wird möglich durch einen Beitritt der Türkei"
zur EU, sagte er. Gegen eine Vollmitgliedschaft der Türkei gibt es in der EU
starken Widerstand.
Der deutsche Veranstalter der Tagung, Ex-Kanzlerberater Horst Teltschik, sieht die Türkei in einer wachsenden Schlüsselposition im Nahen und Mittleren Osten. Im Anschluss an eine Diskussion mit Erdogan will sich die Konferenz mit der Zukunft der NATO befassen. Der Streit innerhalb der Allianz um eine ausgewogene Lastenverteilung beim Afghanistan-Einsatz hatte sich zuletzt zugespitzt. US-Verteidigungsminister Gates hat vor einer Spaltung des transatlantischen Militärbündnisses gewarnt. Deutschland schließt die Entsendung deutscher Kampftruppen in den heftig umkämpften Süden Afghanistans weiterhin aus. Die Regierung des Präsidenten Hamid Karzai in Kabul kann sich nur mit Hilfe von Zehntausenden von ausländischen Soldaten an der Macht halten.
Tadic warnt vor Kosovo-Staat
Bei einem Empfang am Freitagabend
hatte der wiedergewählte serbische Präsident Tadic im Streit um den
Kosovo-Status die Rückkehr an den Verhandlungstisch gefordert. Sollten die
Führer der albanischen Mehrheitsbevölkerung in der serbischen Provinz wie
angekündigt in Kürze die Unabhängigkeit ausrufen, sei dafür ein
"unerschwinglich hoher Preis" zu zahlen, warnte er.
Die bis Sonntag dauernde Konferenz steht unter dem Motto "Welt im Umbruch - Veränderte Machtverhältnisse - Fehlende Strategien". Die Münchner Sicherheitskonferenz wurde bereits 1962 unter dem Namen "Wehrkundetagung" ins Leben gerufen. Schwerpunkte waren dabei stets das transatlantische Verhältnis und die europäische Sicherheit.