48 Prozent
Erdrutsch-Sieg für Präsidentenpartei in Kirgistan
17.12.2007
Allerdings zeigten sich OSZE-Beobachter mit dem Wahl-Ablauf unzufrieden. Die Opposition spricht sogar von Wahlbetrug.
Bei der Parlamentswahl in Kirgistan hat die Partei von Präsident Kurmanbek Bakijew einen Erdrutschsieg errungen und wird voraussichtlich sämtliche Sitze im Parlament halten. Auf die Ak-Schol (Ak Jol) entfielen rund 48 Prozent der Stimmen, teilte die Wahlkommission nach der Auszählung von 80 Prozent am Montag mit. Nur eine weitere Gruppe übersprang die Fünf-Prozent-Hürde: die Partei Ata Meken kam auf 9,3 Prozent. Allerdings scheiterte sie an einer wichtigen Voraussetzung für den Einzug ins Parlament, da sie nicht in allen Regionen des Landes die mindestens erforderlichen 0,5 Prozent der Stimmen erreichte.
OSZE-Kritik: interntionale Standards nicht eingehalten
Die
Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
(OSZE) äußerten sich enttäuscht über den Ablauf der Wahl vom Sonntag. In
mehreren Punkten habe die Abstimmung nicht den Kriterien der OSZE
entsprochen, teilte die Organisation mit, die mehr als 250 Mitarbeiter in
das Land entsandt hatte. Kirgistan habe damit die Chance verpasst, sich zu
den internationalen Standards zu bekennen.
Opposition spricht von Wahlbetrug
Die Opposition sprach von
Wahlbetrug und kündigte Maßnahmen an, sollte sie nicht ins Parlament
einziehen dürfen. Sie hatte der Regierung schon im Wahlkampf massive
Einschüchterungsversuche vorgeworfen. Am Wahltag beschuldigten sich die
Anhänger der großen Parteien gegenseitig der Manipulation.
Ak-Schol-Aktivisten machten geltend, die anderen Parteien versuchten,
Stimmen zu kaufen. Die Opposition wiederum erklärte, die Anhänger Bakijews
hätten mehrmals abgestimmt und zusätzlich bereits ausgefüllte Stimmzettel in
die Wahlurnen gesteckt.
Russische und US-amerikansiche Militärstützpunte im LAnd
In
der verarmten ehemaligen Sowjetrepublik unterhalten sowohl die USA als auch
Russland Stützpunkte. Seit dem Sturz von Staatschef Askar Akajew vor zwei
Jahren ist die Lage in dem zentralasiatischen Land angespannt. Russland und
westliche Staaten fürchten, dass sich Unruhen in Kirgistan schnell auf
andere Länder der Region ausbreiten könnten.
Wahlversprechen nicht gehalten?
Im Vergleich zu den Staats- und
Regierungschefs der Nachbarländer galt Präsident Bakijew zunächst als
Liberaler. Er ließ in dem mehrheitlich muslimischen Land relativ viel
Pressefreiheit, eine starke Opposition und Zivilgesellschaft zu. Kritiker
werfen ihm jedoch vor, von seinen ursprünglichen Wahlversprechen -
Demokratie und Stabilität - immer mehr abzurücken. So kritisieren sie, dass
er sich per Referendum mit weitgehenden Vollmachten ausstatten ließ und im
Oktober das von seinen Gegnern dominierte Parlament auflöste.
Vorbild: Russland
Bakijews Partei hat Russland zum Vorbild für
das eigene Land erklärt. In Russland hält die Partei von Präsident Wladimir
Putin über zwei Drittel der Sitze im Parlament, in Kasachstan ist nur eine
Partei im Abgeordnetenhaus vertreten.