Der erste Teil des Umzugs der Obamas nach Washington ist beendet. Die Vorbereitungen auf die Amtsübernahme am 20. Jänner werden fortgesetzt.
Der künftige US-Präsident Barack Obama ist zwei Wochen vor seiner Amtseinführung von Chicago nach Washington umgezogen. Der 47-Jährige bezog am Sonntagabend Quartier im Hotel Hay-Adams, das in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses liegt. Nervenkitzel gibt es kostenlos: Der Legende nach wird das altehrwürdige Haus jeden Dezember von Marian "Clover" Adams heimgesucht, der an Depressionen leidenden Frau von Henry Adams. Sie hatte an der Stelle des Hotels im Dezember 1885 Selbstmord begangen.
Familie bereits am Samstag eingetroffen
Obama folgte seiner Frau
Michelle und den beiden Töchtern Sasha (7) und Malia (10) nach, die bereits
am Samstag in der US-Hauptstadt eingetroffen waren. Am Montag stand für die
Kinder der erste Schultag an der Privatschule Sidewell Friends auf dem
Programm.
"Wehmütig"
"Ich muss sagen, dass ich ein
bisschen wehmütig war, als ich heute das Haus verlassen habe",
sagte Obama laut "New York Times" vor seinem Abflug in die
Hauptstadt. "Malias Freundin brachte ein Album vorbei, das die beiden
zusammen zeigt. Sie waren Freunde seit der Vorschule, und ich blätterte
durch die Seiten", schilderte der Präsident seinen Abschied aus
Chicago. "Das Haus war leer, und es war ein wenig schwierig."
Anschließend benutzte Obama zum ersten Mal seit seiner Wahl im November für den Flug von Chicago nach Washington eine Maschine der Air Force, die für den Präsidenten und hohe Regierungsmitglieder zur Verfügung stehen. Seine Ankunft war von keiner offiziellen Zeremonie oder Ansprachen begleitet. Nach Medienberichten säumten aber rund um das Hotel Menschenmengen die Straßen. Einzelne Protestrufe gegen die israelische Militäroffensive im Gaza-Streifen erinnerten den künftigen Präsidenten an eine der Herausforderungen, wenn er die Amtsgeschäfte im Weißen Haus übernimmt, berichtete die "Washington Post".
Schulstart erfordert frühen Umzug
Obama wird zwar erst am
20. Jänner als 44. Präsident der USA vereidigt, aber der Schulstart seiner
Töchter erforderte einen frühen Umzug. In der von den Obamas ausgesuchten
Privatschule drückten auch schon die Clinton-Tochter Chelsea sowie vor ihr
fast alle Präsidentenkinder bis zurück zur Amtszeit von Teddy Roosevelt
(1901-1909) die Schulbank. Umgerechnet 20.000 Euro kostet die Schule der
Religionsgemeinschaft der Quäker pro Kind und Jahr.
Die künftige "First Family" wohnt vorerst in dem Luxushotel im Stadtzentrum mit Blick aufs Weiße Haus. Es bietet den Glanz des späten 19. Jahrhunderts und ist nach früheren berühmten Bewohnern benannt: John Hay, der privater Assistent von Abraham Lincoln war und Henry Adams, Autor und Verwandter der früheren Präsidenten John Adams und John Quincy Adams. Am 15. Jänner wollen die Obamas in das Gästehaus des Weißen Hauses umziehen, bevor wenige Tage später das endgültige Quartier im Weißen Haus bezogen wird.
Hochdruck
Obama will zu Beginn dieser Woche die Vorbereitungen
auf die Amtsübernahme mit Hochdruck fortsetzen. Im Vordergrund steht dabei
die rasche Verabschiedung eines massiven zweiten Konjunkturprogramms im
möglichen Umfang von 775 Milliarden Dollar (559 Mrd. Euro). Obama will
darüber Gespräche mit der demokratischen Sprecherin des
Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, führen sowie mit Abgeordneten von
Demokraten und Republikanern.
"Power Lunch"
Am Mittwoch wird Obama beim scheidenden
Präsidenten George W. Bush im Weißen Haus zu Mittag essen. Zum "Power
Lunch" sind auch die ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter, Bill
Clinton und George Bush Senior geladen.