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Erzürnte Reaktionen auf Atomtest Nordkoreas

09.10.2006

In seltener Einstimmigkeit haben die USA und China, aber auch die anderen unmittelbaren Nachbarstaaten Nordkoreas, Südkorea und Japan den ersten Atomwaffentest Nordkoreas verurteilt.

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USA: "Provokation"
Die USA haben den angeblichen Atomtest Nordkoreas als "Provokation" bezeichnet. Sollte sich der Test als wahr herausstellen, müsse dies ein "unverzügliches Handeln" des UNO-Sicherheitsrates zur Folge haben, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, am Montag in Washington.

China verurteilt Atomtest
China hat den nordkoreanischen Atomtest am Montag offiziell verurteilt. "China widersetzt sich entschieden dem nordkoreanischen Atomtest und hofft, dass Nordkorea zu den Sechser-Gesprächen (von USA, China, Russland, Japan, Nordkorea und Südkorea über das nordkoreanische Atomprogramm, Anm.) zurückkehrt", teilte das Außenministerium in Peking am Montag mit. "Es liegt im Interesse aller beteiligen Parteien, die Stabilität im Nordosten Asiens zu erhalten."

Russland "äußerst beunruhigt" über Atomtest
Nordkoreas nördlicher Nachbar Russland hat deutliche Kritik am Atomwaffentest des Regimes in Pjöngjang geübt. Der Test sei ein Beweis für die "äußerst beunruhigende Entwicklung" Nordkoreas auf dem Weg zu eigenen Atomwaffen, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Konstantin Kossatschow, am Montag in Moskau. Die internationalen Sechser-Gespräche zu Nordkorea mit China, Japan, Südkorea, Russland und den USA müssten dringend wieder aufgenommen werden. Eine Stellungnahme der russischen Regierung lag zunächst nicht vor.

Kossatschow übte in diesem Zusammenhang auch Kritik an der Nordkorea-Politik der USA. Der Atomwaffentest sei eine Folge des "massiven Drucks", den die Regierung von US-Präsident George W. Bush auf die Führung in Pjöngjang ausgeübt habe. Russland und Nordkorea haben auf 60 Kilometer eine gemeinsame Staatsgrenze.

Südkorea: "Dulden kein nuklear gerüstetes Nordkorea"
Südkorea warnte das nördliche Nachbarland vor einer nuklearen Aufrüstung. "Unsere Regierung wird auf ernste Weise reagieren, in Übereinstimmung mit dem Prinzip, dass es kein Nordkorea duldet, das über die Atombombe verfügt", erklärte Präsidentensprecher Yoon Tae Young in Seoul.

Japans neuer Premier: "unverzeihlich"
Der neue japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat den angeblichen nordkoreanischen Atomtest als "unverzeihlich" bezeichnet. "Der Atomtest durch Nordkorea wird niemals verziehen werden können", sagte Abe am Montag laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap bei seinem Besuch in Seoul.

Die EU hat den nordkoreanischen Atomwaffentest scharf verurteilt. Die Ausführung des Tests sei "inakzeptabel", und die EU arbeite mit der internationalen Gemeinschaft an einer "entschiedenen internationalen Antwort auf diesen provokativen Akt", hieß es am Montag in einer Erklärung der finnischen Ratspräsidentschaft. Der Atomwaffentest stelle eine "ernste Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit" dar.

Iran übr Zurückhaltung
Der Iran hat mit diplomatischer Zurückhaltung auf den Atomwaffentest in Nordkorea reagiert. Der Sprecher des Außenministeriums in Teheran, Mohammed-Ali Hosseini sagte, der allgemeine Standpunkt des Iran sei klar. Teheran sei im Prinzip für eine atomwaffenfreie Welt. Er hoffe, dass die Verhandlungen über die nordkoreanischen Atomaktivitäten in einer Weise vorankommen, die sowohl den Interessen Nordkoreas als auch denen der internationalen Gemeinschaft gerecht wird.

Der Iran selbst steht im Verdacht, mit seinem Nuklearprogramm nach Atomwaffen zu streben. Teheran hat dies jedoch stets bestritten und seine friedlichen Absichten beteuert.

EU: "Alle Atomprogramme aufgeben"
Die EU urgiert, dass Nordkorea alle Atomwaffen und bestehenden Atomprogramme aufgebe. Weiters soll Nordkorea von weiteren Tests Abstand nehmen, Nuklearwaffen öffentlich abschwören und sofort und ohne Bedingungen zu den Sechs-Parteien-Gesprächen zurückkehren. Nordkorea müsse seinen Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag und aus den Sicherheitsbestimmungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) nachkommen. Die EU fordert in der Erklärung Pjöngjang weiters dazu auf, den internationalen Atomteststopp-Vertrag (CTBT) zu unterzeichnen.

Großbritannien: "völlig unverantwortlich"
Der britische Premierminister Tony Blair nannte den Atomwaffentest Nordkoreas einen "völlig unverantwortlichen Akt". Er zeige, wie sehr die Regierung in Pjöngjang die Weltöffentlichkeit missachte, erklärte Blair am Montag. "Die internationale Gemeinschaft hat sie (die Nordkoreaner) wiederholt aufgerufen, von Raketen- und Nukleartests Abstand zu nehmen. Diese erneute Herausforderung zeigt Nordkoreas völlige Missachtung der Sorgen seiner Nachbarn und der gesamten internationalen Gemeinschaft."

Deutschland: "Irrweg in die Selbstisolation"
Die deutsche Regierung verurteilte ebenfalls den Atomversuch Nordkoreas. Damit setze das Land seinen "Irrweg in die Selbstisolation" weiter fort, sagte Außenminister Frank Walter Steinmeier am Montag in Berlin. Die nordkoreanische Regierung müsse ihre Nuklearwaffen- und Raketenprogramme unverzüglich einstellen und weitere Tests unterlassen. "Der heutige Nukleartest gefährdet Frieden und Sicherheit in der Region und darüber hinaus".

Australien: "Sicherheit untergraben"
Der australische Premierminister John Howard sagte zum Waffentest: "Der Test hat die Region destabilisiert und Nordkoreas eigene Sicherheit untergraben." Howard forderte eine "deutliche internationale Reaktion". Er rief die Vereinten Nationen auf, sich umgehend auf Sanktionen gegen Nordkorea zu einigen. Es sei empörend, dass Nordkorea seine hungernde Bevölkerung von der Weltgemeinschaft verpflegen lasse, um mit seinem eigenen Geld gleichzeitig Atomambitionen zu finanzieren.

Neuseeland: "Unverzeihliches Verhalten"
Der neuseeländische Außenminister Winston Peters bezeichnete das Verhalten Pjöngjangs als "unverzeihlich und unvereinbar mit dem  Verhalten, das man von einem Land erwartet, dass sich um Sicherheitsgarantien der Weltgemeinschaft bemüht". "Wir sind tief besorgt über Pjöngjangs schamlose Missachtung regionaler Friedens- und Sicherheitsbedürfnisse." Gleichzeitig rief er alle Regierungen auf, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht zu Reaktionen hinreißen zu lassen, die die Situation noch verschlimmern könnten.

Schweden: "Bewusste Provokation"
Schwedens Außenminister Carl Bildt nannte den Test eine "bewusste und ernste Provokation der gesamten internationalen Gemeinschaft". Es handele sich um eine "außerordentlich ernste Entwicklung mit Konsequenzen sowohl für die Stabilität im östlichen Asien wie die globalen Anstrengungen gegen die Ausbreitung von Kernwaffen". Der norwegische Außenminister Jonas Gahr forderte den UNO-Sicherheitsrat zum Handeln gegen Nordkorea auf. In Kopenhagen sagte der dänische Außenminister Per Stig Möller, er befürchte ein neues atomares Wettrüsten zwischen den asiatischen Staaten.

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