200.000 Stimmen bei der Präsidentenwahl in Afghanistan wurden für ungültig erklärt. Die Wahlkommission räumt zahlreiche Unregelmäßigkeiten ein.
Nach der umstrittenen Präsidentenwahl in Afghanistan sind etwa 200.000 Stimmen wegen Betrugs für ungültig erklärt worden. Eine zweifache Prüfung habe ergeben, dass diese Stimmen nicht gewertet werden könnten, sagte der Leiter der Wahlkommission, Daoud Ali Najafi, am Dienstag in der Hauptstadt Kabul. "In einigen Regionen war die Beteiligung höher als die Zahl der Stimmzettel, die wir an die Wahllokale geschickt haben." In 447 Wahllokalen sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen.
Karzai in Führung
Nach Auszählung von 74 Prozent aller
Wahllokale führt Amtsinhaber Hamid Karzai mit 48,6 Prozent der Stimmen. Auf
seinen wichtigsten Herausforderer Ex-Außenminister Abdullah Abdullah
entfallen demnach 31,7 Prozent. Sollten sich diese Anteile bestätigen, würde
eine Stichwahl zwischen den beiden stimmenstärksten Kandidaten erforderlich.
Bei der Wahl im August ist es nach Berichten internationaler Beobachter zu
massiven Unregelmäßigkeiten gekommen.
"Es gab Wahlbetrug im großen Stil", sagte Dimitra Ioannou, stellvertretende Leiterin der EU-Wahlbeobachtermission in Afghanistan, dem Berliner "Tagesspiegel". Die Ergebnisse aus rund 400 Wahllokalen hätten von Anfang an annulliert werden müssen. Als Beispiel nannte sie ein Wahllokal, in dem "600 Stimmen für einen Kandidaten, keine für einen anderen und kein ungültiger Wahlzettel" gemeldet worden seien. Die meisten dieser höchst zweifelhaften Ergebnisse kämen aus dem südlichen Teil des Landes.
Über 800 "fiktive Wahllokale"
Laut einem Bericht
der "New York Times" gab es mehr als 800 " fiktive Wahllokale", die nur auf
dem Papier existierten, aber aus denen Hunderttausende Stimmen für Karzai
gemeldet wurden.