Umfrage
EU-Bürger gegen Beitritt der Türkei
19.12.2006
Laut Eurobarometer besteht auch Skepsis gegenüber Bulgarien und Rumänien
Europaweit haben sich nach der jüngsten Eurobarometer-Umfrage nur 28 Prozent der Befragten für einen EU-Beitritt der Türkei ausgesprochen. In Österreich befürworten nach dem am Vortag präsentierten nationalen Bericht nur fünf Prozent einen EU-Beitritt der Türkei. Lediglich 16 Prozent der Deutschen können sich die Türkei als EU-Mitglied vorstellen. Dies geht aus dem nationalen Bericht der Umfrage hervor, den die Vertretung der EU-Kommission in Deutschland am Dienstag in Berlin vorstellte.
Kritikpunkt Menschenrechte
Der Umfrage zufolge sind 85 Prozent
aller Europäer davon überzeugt, dass die Türkei vor einem Beitritt erst weit
reichende Verbesserungen auf dem Gebiet der Menschenrechte erreichen muss.
Dem stimmen auch 73 Prozent der Befragten in der Türkei zu. Darüber hinaus
erwartet die große Mehrheit sowohl in Deutschland als auch in Europa, dass
die Türkei noch weitere Fortschritte auf wirtschaftlichem Gebiet erreichen
muss. Befürchtet wird vermehrte Einwanderung aus der Türkei in andere
Mitgliedstaaten. Zudem sehen die meisten in den kulturellen Unterschieden
ein Hindernis.
In Österreich fanden 84 Prozent, dass die kulturellen Unterschiede den EU-Mitgliedsstaaten und der Türkei zu tief greifend seien. Nach Ansicht von 53 Prozent der Österreicher gehöre die Türkei nicht zu Europa. Karl Doutlik, der Leiter der Europäischen Kommission in Österreich, vertrat die Meinung, Österreich stehe einer Erweiterung so skeptisch gegenüber, da es von den bisherigen Erweiterungen "direkt vor der Haustür" am massivsten betroffen gewesen sei.
Acht Verhandlungskapitel "eingefroren"
Kürzlich hatten
die EU-Außenminister nach monatelangem Streit mit der Türkei über Zypern die
Beitrittsverhandlungen mit Ankara eingeschränkt. Acht der 35
Verhandlungskapitel sollen unter Verschluss bleiben, bis die Türkei ihre
Häfen und Flughäfen für Schiffe und Flugzeuge aus dem EU-Staat Zypern öffnet.
Auch die anderen Kandidaten haben einen schweren Stand. Die EU verhandelt derzeit neben der Türkei auch mit Kroatien. Mazedonien hat ebenfalls einen Kandidatenstatus. Langfristig hat die EU auch Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und Albanien einen Beitritt in Aussicht gestellt. Skeptisch sehen die deutschen Befragten auch den Beitritt Bulgariens und Rumäniens zum Jahreswechsel. 56 Prozent sind gegen einen Beitritt Bulgariens, sogar 64 Prozent gegen den Rumäniens.