Wegen Tibet-Krise

EU droht Peking mit Olympia-Boykott

22.03.2008

In der Tibet-Krise verlangt jetzt EU-Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering von China, mit dem Dalai Lama zu verhandeln.

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Angesichts der blutigen Unruhen in Tibet hat der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering, doch einen Boykott der Olympischen Spiele in China ins Spiel gebracht. "Peking muss sich entscheiden. Es sollte unverzüglich mit dem Dalai Lama verhandeln. Bleiben Signale der Verständigung aus, halte ich Boykottmaßnahmen für gerechtfertigt", so Pöttering in der "Bild am Sonntag".

Völkermord an den Tibetern
Der CDU-Politiker betonte: "Wir sollten einen Boykott der Olympischen Spiele in Peking nicht ausschließen. Wir wollen erfolgreiche Spiele - aber nicht zum Preis des kulturellen Völkermords an den Tibetern, von dem der Dalai Lama spricht."

Sanktionen denkbar
Am Mittwoch wird das EU-Parlament über Tibet beraten. "Ich fordere die EU-Länder auf, bei der Verteidigung der Menschenrechte in Tibet mit einer Stimme zu sprechen", so Pöttering, und er stellte die Entwicklungszusammenarbeit mit Peking in Frage: "China ist für Europa ein wichtiger Partner, zum Beispiel beim Klimaschutz. Aber das tibetische Volk darf dafür nicht geopfert werden. Wir würden unsere Selbstachtung verlieren."

"Dalai-Clique" vernichten
China hat am Samstag die rücksichtslose Niederschlagung der Protestbewegung in Tibet angekündigt. Ungeachtet internationaler Aufrufe zu einem Dialog mit dem Dalai Lama rief die staatliche "Volkszeitung" zur Vernichtung der "Dalai-Clique" auf. "China muss die Verschwörung der Sabotage entschlossen niederschlagen und die 'Tibeter Unabhängigkeits-Kräfte' zerschmettern", so das Blatt in einem Kommentar.

"1,3 Milliarden Chinesen einschließlich der Tibeter würden keinem Menschen und keiner Macht erlauben, die Stabilität der Region zu untergraben", schrieb die "Volkszeitung".

Autonomie versus Unabhängigkeit
Peking wirft dem Dalai Lama, dem Oberhaupt der Tibeter im indischen Exil, die Anstiftung der gewaltsamen Proteste in Lhasa und anderen chinesischen Regionen mit tibetschstämmiger Bevölkerung vor. Der tibetische Führer versichert dagegen, er strebe nach Autonomie für sein Volk, nicht nach Unabhängigkeit. Die Proteste in Lhasa hatten in der Vorwoche zum Jahrestag eines Aufstands gegen die Chinesen 1959 begonnen, an dessen Ende der Dalai Lama aus seiner Heimat flüchten musste.

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