Rassismus

EU will Skandal-Priester Williamson klagen

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Richard Williamson hat Argentinien verlassen. Er hält sich in Großbritannien auf. Die EU erwägt rechtliche Schritte gegen den Skandal-Priester.

Der umstrittene traditionalistische Bischof Richard Williamson von der Priesterbruderschaft St. Pius X., dessen Aussagen zum Holocaust weltweit große Empörung hervorgerufen hatten, muss nach seiner Rückkehr nach Europa mit juristischer Verfolgung rechnen. Der europäische Rahmenbeschluss gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit könnte eine Handhabe gegen den 68-jährigen britischen Geistlichen bieten, dessen Exkommunikation von Papst Benedikt XVI. aufgehoben worden ist, meinte der EU-Ratsvorsitzende und tschechische Justizminister Jiri Pospisil vor Beratungen mit seinen Amtskollegen am Freitag in Brüssel. "Persönlich halte ich das für möglich, aber darüber muss diskutiert werden", sagte Pospisil.

Nationale Gesetzgebung
Entscheidend sei, wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in den nationalen Gesetzen unter Strafe gestellt seien, sagte Pospisil. Der Fall Williamson stehe bisher nicht auf der Tagesordnung des Ministerrates: "Wir könnten darüber in der Zukunft nachdenken." Die deutsche Justizministerin Brigitte Zypries befürwortete Schritte gegen den Bischof, der die Behauptung aufgestellt hatte, dass in nazideutschen Vernichtungslagern nicht sechs Millionen Juden umgebracht worden seien, sondern maximal 300.000 und kein einziger von ihnen in Gaskammern. "Auf jeden Fall muss ihm beigekommen werden in der EU", sagte Zypries.

Um Entschuldigung bemüht
In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung, die Williamson an die für die traditionsorientierten Gläubigen zuständige päpstliche Kommission "Ecclesia Dei" gerichtet hat, hieß es: "Ich bitte alle, die sich aufgrund meiner Worte aufrichtig entrüstet haben, vor Gott um Vergebung". Er hätte nur die "Meinung eines Nicht-Historikers" ausgedrückt, die sich auf die Erkenntnisse "von vor zwanzig Jahren" gestützt habe. Der Brite, der vom anglikanischen Glauben zum Katholizismus konvertiert war, leitete zuletzt ein Priesterseminar der Pius-Bruderschaft in La Reja bei Buenos Aires. Die Bruderschaft hatte ihm die Leitung des Seminars Anfang Februar entzogen. Die argentinischen Behörden hatten ihn ultimativ zum Verlassen des Landes aufgefordert.

Die Entschuldigung im Wortlaut
Der Heilige Vater und mein Oberer, Bischof Bernard Fellay, baten mich, die Bemerkungen, die ich vor vier Monaten im Schwedischen Fernsehen gemacht habe, zu überdenken, weil sie so schwerwiegende Folgen hatten.Angesichts dieser Folgen kann ich wahrheitsgetreu sagen, daß ich die Aussagen bedaure und daß ich sie nicht gemacht hätte, wenn ich vorher gewußt hätte, welchen Schaden und Schmerz sie anrichten würden – besonders in der Kirche, aber auch für die Überlebenden und Verwandten der Opfer von Ungerechtigkeit im Dritten Reich.Im Schwedischen Fernsehen habe ich nur die Meinung (? „Ich glaube“? „Ich glaube“?) eines Nicht-Historikers wiedergegeben.

Die Meinung hat sich vor zwanzig Jahren aufgrund der damals verfügbaren Beweise gebildet. Sie ist seitdem in der Öffentlichkeit kaum besprochen worden.Doch die Ereignisse der letzten Wochen und der Rat meiner älteren Mitbrüder in der Priesterbruderschaft St. Pius X. haben mich von der Verantwortung für das verursachten große Leid überzeugt. Ich entschuldige mich vor Gott bei allen Seelen, die über das, was ich gesagt habe, zutiefst empört waren.

Wie der Heilige Vater gesagt hat: Jeder Akt der ungerechten Gewalt gegen einen Menschen verletzt die ganze Menschheit.

+ Richard Williamson

Streit um Zweites Vatikanum
Der Papst hatte im Jänner die Aufhebung der Exkommunikation der vier traditionalistischen Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galaretta verfügt, die 1988 von dem Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre unerlaubt, aber nach kanonischem Recht gültig geweiht worden waren. Gleichzeitig wurde die Pius-Bruderschaft vom Vatikan aufgefordert, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuerkennen. Bischof Fellay meinte in einem am Donnerstag von der Schweizer Zeitung "Le Courrier" veröffentlichten Interview, die Forderung nach einer Anerkennung des Konzils sei der "falsche Diskussionsansatz"; vielmehr müsse der Vatikan die Beschlüsse des Konzils, welches "die Priesterseminare und Gotteshäuser geleert" und zum Niedergang der Kirche geführt habe, infrage stellen.

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