Becker wird der Mittäterschaft bei dem Anschlag verdächtigt.
Mehr als 30 Jahre nach der Ermordung des deutschen Generalbundesanwalts Siegfried Buback ist die frühere RAF-Terroristin Verena Becker unter dringendem Tatverdacht verhaftet worden. Sie soll im April 1977 am Attentat in der Innenstadt von Karlsruhe (Baden-Württemberg) beteiligt gewesen sein, teilte die deutsche Bundesanwaltschaft in Berlin am Freitag mit. Die 57-Jährige habe nach den Ermittlungen "wesentliche Beiträge zur Vorbereitung und Durchführung des Anschlags" geleistet, hieß es.
Beweise fehlen
Allerdings gebe es nach wie vor keine Beweise,
dass Becker auch die tödlichen Schüsse auf Buback und seine beiden Begleiter
abgefeuert habe. Wegen Beteiligung am Mordanschlag wurden drei
RAF-Terroristen zu lebenslanger Haft verurteilt: Knut Folkerts, Christian
Klar und Brigitte Mohnhaupt als Rädelsführerin im Hintergrund. Es ist immer
noch nicht klar, wer die tödlichen Schüsse auf Buback abgegeben hat. Im Jahr
2007 hatten frühere RAF-Mitglieder den 1999 auf Bewährung freigelassenen
Stefan Wisniewski beschuldigt, die Schüsse abgegeben zu haben.
Das Verfahren gegen Becker im Mordfall Buback war im März 1980 ohne Anklage eingestellt worden, weil die Beweise nicht für eine Anklage reichten und Becker inzwischen zu lebenslang verurteilt war. 1989 wurde sie begnadigt.
Im April 2008 wurden die Ermittlungen gegen Becker wieder aufgenommen. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft erhärtete eine Hausdurchsuchung in Beckers Berliner Wohnung in der vergangenen Woche den Verdacht. "Dabei wurden Unterlagen sichergestellt, deren Inhalt zusammen mit den bereits bisher vorhandenen Beweismitteln den dringenden Tatverdacht begründet, dass Verena Becker als Mittäterin an dem Anschlag beteiligt war", erklärte die deutsche Bundesanwaltschaft.
DNA-Test
Zuvor hatte bereits eine neue DNA-Analyse den Verdacht
verstärkt. Nach dem Attentat des "Kommandos Ulrike Meinhof" der "Roten Armee
Fraktion (RAF)" war am damaligen Bekennerschreiben Genmaterial entdeckt
worden, das nach dem Gutachten eindeutig von Becker stammt.
Die 57-Jährige war im Dezember 1977 wegen einer Schießerei während ihrer Festnahme zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach nur vier Jahren im Gefängnis suchte sie den Kontakt zum Verfassungsschutz (Inaldnsgeheimdienst). Dabei soll sie RAF-Insiderwissen weitergegeben und erklärt haben, dass der frühere RAF-Terrorist Günter Sonnenberg das Motorrad fuhr, Christian Klar im Fluchtwagen wartete und Wisniewski vom Motorradrücksitz aus auf Bubacks Wagen schoss.
Die "Rote Armee Fraktion" (RAF) wollte ein marxistisches Gesellschaftssystem in Westdeutschland erzwingen. Bei ihren Attentaten starben zwischen 1971 und 1993 rund 30 Menschen, darunter Repräsentanten von Wirtschaft und Politik wie Generalbundesanwalt Buback und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Unter den RAF-Anführern Ulrike Meinhof und Andreas Baader richtete sich der Terror vor allem gegen US-Einrichtungen. Danach versuchte eine zweite RAF-Generation, die 1972 gefassten Vorgänger freizupressen. Zu den Opfern der dritten Generation zählten der Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen und der Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder.