Laut einem Medienbericht hat Alexander Litwinenko "alarmierende" Beweise darüber gesammelt, was mit Mitarbeitern des Ölkonzerns geschehen ist.
Vor seiner Vergiftung mit radioaktivem Polonium hat der russische Ex-Spion Alexander Litwinenko einem Pressebericht zufolge Hinweise auf die systematische Verfolgung von Mitarbeitern des Ölkonzerns Yukos durch dierussische Regierung gesammelt. Der 43-Jährige habe wenige Wochen vor seinem Tod in Israel brisante Unterlagen über die Kreml-Übernahme des russischen Energiekonzerns abgegeben, berichtete die britische Tageszeitung " The Times" am Montag unter Berufung auf ungenannte Ermittler.
In dieser Akte habe Litwinenko "alarmierende" Beweise darüber gesammelt, was mit Yukos-Mitarbeitern geschehen sei, die gegen die Zerschlagung des Konzerns gewandt hatten. Demnach gälten mehrere Menschen aus dem Umfeld des Unternehmens inzwischen als vermisst oder seien unter ungeklärten Umständen verstorben. Andere, wie Ex-Gründer Michail Chodorkowski, seien im Gefängnis gelandet.
Brisante Informationen
Litwinenko habe diese Unterlagen dem ehemaligen Yukos-Vize Leonid Newslin übergeben, der aus Russland geflohen sei und mittlerweile in Tel Aviv lebe, berichtete die "Times" weiter. Newslin sagte der Zeitung, Litwinenko habe Informationen über " Verbrechen mit direkter Beteiligung der russischen Regierung" gehabt.
Litwinenko war am Donnerstag nach dreiwöchiger Krankheit an den Folgen der Polonium-Vergiftung gestorben. Yukos war von dem als Kreml-Kritiker bekannten Unternehmer Chodorkowski gegründet worden. Nach einem Streit um Steuerzahlungen war der Konzern bereits vor rund zwei Jahren de facto zerschlagen und Ende März einem Konkursverwalter unterstellt worden. Beobachter vermuteten dahinter politische Gründe. Chodorkowski verbüßt derzeit eine Haftstrafe in einem sibirischen Straflager.
Untersuchung soll Klarheit bringen
Die offizielle gerichtliche Untersuchung zur Ursache des Todes Litwinenkos in London soll am Donnerstag beginnen. Von der Untersuchung wird Aufschluss darüber erwartet, ob der 43-jährige tatsächlich ermordet wurde.
Bisher ermittelt Scotland Yard offiziell wegen eines "verdächtigen Todesfalls", aber nicht wegen Mordes, wie Innenminister John Reid bestätigte.
Litwinenko selbst hatte in einer wenige Tage vor seinem Tod abgefassten Erklärung den russischen Präsidenten Wladimir Putin beschuldigt, seine Ermordung befohlen zu haben. Großbritannien hat Russland aufgefordert, an der Aufklärung des Todes mitzuwirken. In russischen Exilanten-Kreise in London wurde vor allem Moskaus Auslandsgeheimdienst SWR für den Tod Litwinenkos verantwortlich gemacht.
Seit 2000 in London im Exil
Litwinenko lebte seit 2000 in London im Exil. Vor kurzem hatte er die britische Staatsbürgerschaft bekommen. Er hatte zuerst 1998 Schlagzeilen gemacht, als er behauptete, vom FSB, dessen Chef damals Putin war, den Befehl zur Ermordung des russischen Milliardärs Boris Beresowski bekommen zu haben. Später behauptete er, es sei der FSB gewesen, der 1999 mehrere Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Russland verübt habe, um einen Vorwand für den zweiten Tschetschenien-Krieg zu haben.
Zuletzt beschäftigte sich Litwinenko mit Recherchen zur Ermordung der regimekritischen russischen Journalistin Anna Politkowskaja. Sie war am 7. Oktober in Moskau erschossen worden.