Der Dalai Lama dagegen begrüßte das Ende der Funkstille. China lieferte aber noch keine Details für die Aufnahme der Gespräche.
Der Dalai Lama hat das chinesische Gesprächsangebot begrüßt. "Ich habe noch keine detaillierten Informationen bekommen, aber grundsätzlich sind Gespräche gut", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Samstag im indischen Dharamsala. Er erhoffe sich "ernsthafte Gespräche über die Frage, wie der Unmut der Tibeter verringert werden kann". Wenn es dabei aber nur darum gehe, die internationale Kritik an China abzumildern, seien Gespräche "bedeutungslos", mahnte der Dalai Lama.
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Die chinesische Regierung hatte am Freitag angekündigt, sie wolle Gespräche mit einem Vertreter des Dalai Lamas aufnehmen. Das Treffen werde in Kürze stattfinden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die Ankündigung war im Westen einhellig begrüßt worden.
Exiltibeter reagieren zurückhaltend
Die Exilregierung der
Tibeter in Nordindien hatte zunächst zurückhaltend auf das Angebot Pekings
reagiert. "Die gegenwärtigen Umstände in Tibet erscheinen nicht als
angemessene Plattform für einen bedeutsamen Dialog", sagte der Leiter der
Exilregierung in Dharamsala, Samdhong Rinpoche, der Nachrichtenagentur AP.
In Berlin warnten Tibet-Aktivisten davor, dass es sich bei dem chinesischen
Gesprächsangebot möglicherweise nur um einen PR-Trick vor den Olympischen
Spielen handelt und forderten den Westen auf, den Druck auf Peking aufrecht
zuerhalten.
Tibet-Experten sprachen von einer Doppelstrategie Chinas, zwar Zugeständnisse anzubieten, zugleich aber mit Polizeigewalt gegen demonstrierende Gefolgsleute des Dalai Lama vorzugehen. Die Angriffe auf das Oberhaupt könnten "als Taktik im Vorfeld von Verhandlungen gesehen werden, wodurch teilweise der chinesische Nationalismus gefördert werden und gleichzeitig seine Position in möglichen künftigen Gesprächen geschwächt werden soll", sagte Robbie Barnett von der Columbia University.
Mediale Attacken gegen Dalai Lama
Unterdessen setzten staatliche
chinesische Medien ihre verbalen Attacken auf das geistliche Oberhaupt der
Tibeter fort. Die "Dalai-Clique" suche Unterstützung im Westen und ignoriere
"die von China erzielten Errungenschaften nach dem Abschütteln der
Leibeigenschaft und Armut in Tibet", schrieb die Parteizeitung "Renmin
Ribao". Sie warf dem Dalai Lama und seinen Anhängern vor, schlechte
Buddhisten zu sein. Mit den Unruhen in Lhasa hätten sie "schwer gegen die
buddhistische Lehre verstoßen".
Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua forderte zudem, der Dalai Lama müsse die Souveränität Chinas über Tibet anerkennen. Er hat jedoch schon wiederholt erklärt, dass er nur eine weitreichende Autonomie für Tibet anstrebe. Bei gewaltsamen Unruhen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa kamen Mitte März nach amtlichen Angaben mindestens 22 Menschen ums Leben. Die tibetische Exilregierung sprach von insgesamt 140 Todesopfern, darunter 19 in der Provinz Gansu.
Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, forderte den Westen auf, seine Kritik an Chinas Umgang mit den Menschenrechten zu drosseln. "Man erreicht in China mit einer lauten Stimme überhaupt nichts", sagte er der "Financial Times". "Alle China-Experten werden Ihnen sagen, dass nur eine Sache funktioniert: eine respektvolle und leise, aber standfeste Diskussion." Er sei überzeugt, dass die Olympischen Spiele einen "guten Einfluss auf die soziale Entwicklung in China haben werden".
Olympische Flamme in Nagano
Begleitet von Protesten
pro-tibetischer Demonstranten wurde unterdessen die Olympische Flamme durch
die japanische Stadt Nagano getragen. Dabei kam es vereinzelt zu gewaltsamen
Auseinandersetzungen mit pro-chinesischen Demonstranten. Fünf Personen
wurden festgenommen, vier weitere verletzt. In Seoul, wo der Fackellauf am
Sonntag fortgesetzt werden sollte, wurden ebenfalls schon scharfe
Sicherheitsvorkehrungen ergriffen.
Das US-Außenministerium warnte derweil vor Terroranschlägen bei den Olympischen Spielen in Peking und gab eine Reisewarnung für die Volksrepublik heraus. Das Berliner Außenamt kritisierte in einem vertraulichen Lagebericht "signifikante" Menschenrechtsverletzungen in China, wie das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Samstag meldete. So würden Todesstrafen immer noch "exzessiv verhängt und vollstreckt" und Dissidenten willkürlich in Haft gehalten.