Der Cousin des afghanischen Präsidenten wurde aus Rache erschossen.
Afghanische Ermittler untersuchen eine blutige Familienfehde mit zwei Toten in der Verwandtschaft von Präsident Hamid Karzai. Das Innenministerium prüfe den Mord an seinem 18 Jahre alten Cousin Wahid Karzai, sagte der Präsident am Dienstag in Kabul. Die "New York Times" hatte berichtet, der 18-Jährige sei im Oktober vor den Augen seiner zwölf Jahre alten Schwester erschossen worden. Der Mörder sei ein entfernter Verwandter, der sich mit der Tat für den "Ehrenmord" an seinem Vater vor Jahrzehnten gerächt habe. Die mächtigen Verwandten des Präsidenten würden den Mörder nun schützen.
Verfeindete Seiten
Karzai warnte indes vor voreiligen Schlüssen.
Ein junger Mann sei gestorben, und möglicherweise spiele eine alte
Familienfehde dabei eine Rolle. "Es gab einen unglücklichen
Zwischenfall vor etwa 30 Jahren, als wir während des Jihads Flüchtlinge in
Pakistan waren", sagte der Präsident. Damals sei sein Onkel im Haus
eines Verwandten getötet worden. Nun sei ein 18 Jahre alter Sohn jener
Familie in seinem Dorf Kars getötet worden. Daher richteten sich die
Spekulationen natürlich auf den anderen Cousin. Verwandte beider
Familienzweige stünden wegen der Angelegenheit mit ihm in Kontakt: Die eine
Seite beschuldige den Cousin, die andere verteidige ihn. Er selbst wolle das
Ergebnis der Ermittlungen abwarten.
Der Beschuldigte ist ein Cousin von Karzai, der Sohn des vor drei Jahrzehnten getöteten Onkels. Er sei nach dem Tod seines Vaters in die USA gezogen, später aber nach Afghanistan zurückgekehrt, berichtete die "New York Times". Dort habe er Reichtum und Macht im Sicherheitsgeschäft angehäuft. Sein Vater sei angeblich getötet worden, weil er seiner Schwester erlaubt hatte, eine Verlobung mit Wahid Karzais Vater aufzulösen. Die beiden seien schon als Kinder verlobt worden. Der Cousin selbst bestreitet den Mord. Die Affäre könnte einen Schatten auf Karzais Ankündigung werfen, hart gegen die Korruption in der Regierung durchzugreifen.