Der Gründer der kolumbianischen FARC-Guerilla in Kolumbien dürfte tot sein. Die neue Führung will angeblich einige Geiseln frei lassen.
In die Pattsituation zwischen Regierung und Rebellen in Kolumbien könnte wieder Bewegung kommen: Die Regierung hat den Gründer und Anführer der FARC-Guerilla für tot erklärt. Manuel Marulanda ist laut Geheimdiensten bereits Ende März 80-jährig an einem Herzinfarkt gestorben. Der kolumbianische Präsident Alvaro Uribe erklärte jetzt, mehrere Chefs der FARC hätten sich zur Freilassung der vor sechs Jahren entführten Politikerin Ingrid Betancourt und anderer Geiseln bereiterklärt.
Freilassung unter Bedingungen
"Die Regierung hat von der FARC
Anrufe erhalten, in denen bestimmte Chefs ihre Entscheidung mitteilten, sie
wollten aufgeben und Ingrid Betancourt freilassen, wenn die Regierung ihnen
Freiheit garantiert", so Uribe. Die FARC-Chefs sollten dann Frankreich
übergeben werden. Die Rebellen halten zwischen 700 und 1.000 Geiseln fest.
Auf Vermittlung von Venezuelas Präsident Hugo Chavez ließ die FARC Mitte
Jänner die zusammen mit Betancourt verschleppten Geiseln Clara Rojas und
Consuelo Gonzalez frei.
Marulandas Tod ziemlich fix
Marulanda sei bereits am 26. März
gestorben, so Verteidigungsminister Juan Manuel Santos. Das sei der
Regierung von einer Quelle mitgeteilt worden, die "noch nie geirrt hat".
Seine Nachfolge an der Spitze der FARC übernehme der bisherige ideologische
Anführer der Rebellenorganisation, Alfonso Cano.
Fast 80 Jahre geworden
In der Vergangenheit war bereits
wiederholt über den Tod von Marulanda spekuliert worden, dessen Spitzname
"Tirofijo" soviel bedeutet wie "Blattschuss". Die Berichte wurden bisher
aber nie bestätigt. Sollte sich der Tod des weltweit ältesten
Rebellenanführers, der die FARC in den 50er Jahren gegründet hatte, nun
tatsächlich bewahrheiten, wäre das einer der größten Erfolge für den
konservativen Präsidenten Uribe in seinem Kampf gegen die FARC und ihre
Kokain-Geschäfte. Der bürgerliche Name des am 12. Mai 1928 geborenen
Guerilla-Chefs lautete Pedro Antonio Marin. Zuletzt hatte er sich 1982 in
der Öffentlichkeit gezeigt.
Finanzierung durch Drogen
Die FARC "Revolutionären Streitkräfte
Kolumbiens" (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia - FARC) sind mit
rund 17.000 Mitgliedern die größte kolumbianische Rebellenorganisation.
Besonders stark ist sie in den Dschungel-Gebieten im Südwesten des
südamerikanischen Landes vertreten. Die örtlichen großen Koka-Plantagen sind
die Haupt-Finanzquellen der Guerilla. Sie kämpft seit über vierzig Jahren
gegen die kolumbianische Regierung, musste aber in den vergangenen Jahren
empfindliche Verluste durch Militär und Polizei hinnehmen.