Google-Fahndung
FBI blamiert sich mit Foto von Bin Laden
18.01.2010
Der spanische Links-Politiker Llamazares diente ungewollt als Vorbild.
Das Fahndungsfoto sollte Osama bin Laden so darstellen, wie die Ermittler von der amerikanischen Bundespolizei FBI sich den Al-Kaida-Chef heute vorstellen: sichtlich gealtert, ohne Turban und ohne den gewohnt langen Bart. "FBI lässt Bin Laden alt aussehen", überschrieb "Spiegel Online" eine Reportage über das neue Phantombild. Nun scheint aber das FBI selbst auch ein wenig "alt" auszusehen: Die Madrider Zeitung "El Mundo" fand heraus, dass sich die US-Terrorfahnder zur Erstellung des Fotos bei der Aufnahme eines spanischen Politikers bedienten.
"Keine böse Absicht"
FBI-Techniker benutzten für
das Fahndungsbild die Haare und die Stirn des kommunistischen
Parlamentsabgeordneten Gaspar Llamazares. Sie projizierten diese Partien von
einem Foto des Politikers per Computer in das Bin-Laden-Bild. Ein
FBI-Sprecher räumte ein, ein Techniker habe bei der Suche nach passenden
Gesichtselementen auf die Internet-Suchmaschine Google zurückgegriffen und
sei dort "rein zufällig" auf ein Bild von Llamazares gestoßen. "Dahinter
steckte keine böse Absicht", betonte der Sprecher. "Der Techniker hatte
nicht die geringste Ahnung, um wen es sich da handelte."
Klage gegen das FBI?
Llamazares, der jahrelang das spanische
Mehrparteienbündnis IU (Vereinte Linke) angeführt hatte, hat da seine
Zweifel. Er kann angesichts der Millionen von Fotos, die bei Google zu
finden sind, nicht so recht an einen Zufall glauben. Der Politiker geht
davon aus, dass seine politische Haltung bei der Auswahl des Fotos eine
Rolle gespielt hat. Die spanische Presse enthüllte mittlerweile auch noch,
dass das FBI auch für das Computerbild eines libyschen Terroristen sich bei
einer Llamazares-Aufnahme bediente. Der Politiker erwägt eine Klage gegen
das FBI. Die US-Botschaft entschuldigte sich bei dem Abgeordneten.
Der dümmste Geheimagent der Welt
In Spanien will man die
Sache nicht als Lappalie abtun. Die Madrider Regierung verlangt von
Washington eine Erklärung. Das Schlimmste ist nach Ansicht spanischer
Pressekommentatoren dabei, dass die Foto-Affäre die Arbeitsweise des FBI in
einem äußerst ungünstigen Licht erscheinen lässt. Wenn eine Polizeibehörde
mit einem Milliarden-Budget sich ihre Fahndungsfotos bei Google beschaffe,
erinnere dies an die Methoden der Comic-Helden Clever und Smart, der
dümmsten Geheimagenten der Welt, betonte "El Mundo" am Sonntag in einem
Leitartikel.
Wie sieht Bin Laden nun aus?
"Es läuft einem kalt den Rücken
runter, wenn man daran denkt, in wessen Händen unsere Sicherheit liegt",
schreibt das rechtsliberale Blatt und leitet aus der Foto-Affäre die
Schlussfolgerung ab: "Jedenfalls ist nun klar, dass die US-Geheimdienste und
Sicherheitsbehörden nicht die geringste Ahnung haben, wie Bin Laden heute
wirklich aussieht."