Die Festnahme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Radovan Karadzic, ist in der Nacht auf Dienstag in Sarajevo von Muslimen gefeiert worden.
"Eine bessere Nachricht könnte es nicht geben", war von Menschen, die sich im Stadtzentrum versammelten, immer wieder zu hören, nachdem die Festnahme des ehemaligen Präsidenten der bosnischen Republika Srpska bekannt wurde. "Dies ist ein großer Tag für Bosnien-Herzegowina", erklärte der Präsident des dreiköpfigen bosnischen Staatspräsidiums, Haris Silajdzic, in einer Aussendung.
"Auch Mladic muss festgenommen werden"
Er sprach von
einer "großen Satisfaktion für die Opfer der Familien". Aber ohne die
Festnahme des bosnisch-serbischen Ex-Militärchefs Ratko Mladic sei "die
Gerechtigkeit nicht komplett". Die Festnahme von Karadzic sei "historisch
für Bosnien-Herzegowina". Diese werde sich auf die Situation in Bosnien
positiv auswirken. Auch Zlatko Komsic, das kroatische Mitglied des
bosnischen Staatspräsidiums, sprach laut Mitteilung seines Büros von einem
"großen Tag für Bosnien-Herzegowina und die Gerechtigkeit".
Sulejman Tihic, Vorsitzender der Partei für die Demokratische Aktion (SDA), führte die Karadzic-Festnahme auf die Arbeit der neuen serbischen Regierung zurück. Es handle sich "wahrhaftig um eine gute Nachricht für die Gerechtigkeit und die Opfer". Dass die Festnahme von Karadzic zur Destabilisierung in Bosnien führen könne, glaube er nicht, betonte Tihic. Die Medien in Sarajevo unterbrachen nach der Information über die Festnahme von Karadzic ihre Programme und senden seither Sondersendungen.
Vonseiten der Republika Srpska keine Reaktion
Eine Sprecherin des
Innenministeriums bestätigte für die serbische Nachrichtenagentur Tanjug,
dass Banja Luka über die Festnahme vom serbischen Nationalen Sicherheitsrat
informiert worden sei.
Serbien habe einen Schritt gemacht, den man für undenkbar gehalten habe, stellte unterdessen die Belgrader Menschenrechtsvertreterin Natasa Kandic gegenüber dem Sender B-92 fest. Sie selbst habe nicht geglaubt, dass Karadzic jemals festgenommen werde, da er "jahrelang sogar den Schutz der Kirche genossen hat". Die Festnahme Karadzics habe auch die Tür für die Festnahme seines einstigen Militärchefs Mladic und des ehemaligen Chefs der kroatischen Serben, Goran Hadzic, geöffnet, meinte die Leiterin des Fonds für humanitäres Recht in Belgrad, der seit Jahren als wichtige Adresse gilt, wenn es um Kriegsverbrechen auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens geht.
Karadzic wurde nach serbischen Medienberichten am Montag in Belgrad von serbischen Sicherheitskräften festgenommen. Wo und wann genau Karadzic festgenommen wurde, war zunächst nicht bekannt.