Terrorverdächtige sollen schwer misshandelt werden sein. Das US-Verteidigungsministerium weist die Vorwürfe zurück.
Gefangene im US-Militärstützpunkt Bagram in Afghanistan sind nach einem Bericht der BBC schwer misshandelt worden. Die Inhaftierten seien geschlagen, mit Hunden bedroht und mit Schlafentzug misshandelt worden, hieß es in dem Bericht des britischen Radiosenders vom Mittwoch. Das US-Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück.
Die BBC recherchierte nach eigenen Angaben zwei Monate lang für den Bericht und befragte 27 frühere Gefangene, die zwischen 2002 und 2008 in dem Stützpunkt gefangen gehalten wurden. Bagram liegt rund 50 Kilometer nördlich der afghanischen Hauptstadt Kabul. Das Lager ist der Hauptstützpunkt der ausländischen Truppen in Afghanistan.
Terrorverdächtige
Den Gefangenen war vorgeworfen worden, dem
Terrornetzwerk Al-Kaida oder den damit verbündeten Taliban entweder
anzugehören oder sie zu unterstützen. Gegen keinen der Befragten war Anklage
erhoben worden und bei einigen entschuldigte sich die US-Armee bei der
Freilassung.
"Sie haben Sachen mit uns gemacht, die man keinem Tier antun würde", erzählte demnach ein früherer Gefangener, der mit Dr. Khandan bezeichnet wurde. Ein anderer berichtete, man habe ihm eine Waffe an den Kopf gehalten und ihn mit dem Tod bedroht. Nur zwei der 27 Befragten sagten dem Bericht zufolge, sie seien anständig behandelt worden.
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministerium sagte, in Bagram würden alle internationalen Standards erfüllt. Es habe einige - schon länger bekannte - Regelverstöße gegeben. Die Zuständigen seien dafür aber bereits zur Verantwortung gezogen worden.
"Bagram ist das neue Guantanamo"
Die britische
Rechtshilfe-Organisation Reprieve sieht dagegen durch den Bericht ihre
Vermutungen bestätigt: "Bagram ist das neue Guantanamo" erklärte die Gruppe
mit Verweis auf das umstrittenen US-Gefangenenlager in Kuba, das
US-Präsident Barack Obama allerdings schließen will. Anders als in
Guantanamo hätten die Gefangenen von Bagram aber keine Zugang zu Anwälten,
berichtete die BBC.