Die Franzosen wollen mit dieser Warnung die Aufständischen von weiteren Aggressionen abhalten. Bundeskanzler Gusenbauer fordert jetzt Neutralität ein.
Die französische Regierung hat den Rebellen im Tschad mit einem militärischen Eingreifen gedroht. Frankreich sei per Abkommen verpflichtet, die rechtmäßig gewählte Regierung der ehemaligen Kolonie "zu schützen", sagte Außenminister Bernard Kouchner. Schon am Dienstag hatte Staatspräsident Nicolas Sarkozy ein militärisches Eingreifen nicht ausgeschlossen.
Österreich fordert Neutralität
Bundeskanzler Alfred
Gusenbauer hat am Mittwoch klargestellt, dass Österreich an der
Tschad-Mission nur dann weiter teilnimmt, wenn seitens der EU-Truppen
absolute Neutralität gegeben ist. Wenn einseitiges militärisches Engagement
erfolge, müsse klar sein, dass damit die ganze Mission infrage gestellt sei,
so der Regierungschef.
Verteidigungsminister Norbert Darabos hat nach einem Telefonat mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon mitgeteilt, dass der EUROF-Aufmarsch fortgesetzt wird, wenn politische Klarheit besteht.
Rebellen bleiben aggressiv
Die Aufständischen geben sich indes
unbeeindruckt von der französischen Drohung. Die Möglichkeit eines
militärischen Eingreifens Frankreichs werde sie nicht davon abhalten, eine
neue Offensive zu starten, hieß es seitens der Rebellen. Tatsächlich planen
sie einen Angriff auf den Flughafen der Hauptstadt N’Djamena. Das kündigen
sie im ÖSTERREICH-Interview an.
Keine Rücksicht auf Österreicher
Beim Flughafen
befindet sich der französische Luftwaffenstützpunkt, wo auch die
österreichischen Bundesheersoldaten Unterschlupf gefunden haben. Auf diese
könne man aber keine Rücksicht nehmen, so die Rebellen. "Wir
haben den Flughafen den französischen Truppen überlassen, damit sie die
Bevölkerung evakuieren können. Doch von dort starten jetzt die Helikopter
und Flugzeuge von Präsident Déby, um uns zu bekämpfen",
sagt Rebellensprecher Brahim Hissein gegenüber ÖSTERREICH.
Man werde im Falle von Bombardements auf die Österreicher keine Rücksicht nehmen können. Die Situation sei "zu unübersichtlich".
Sollen die österreichischen Soldaten im Tschad bleiben?
Österreicher sind wohlauf
Derzeit geht es dem
österreichischen Vorauskommando "sehr gut", so Vizekommandant
Helmut Hochegger am Dienstag. Zuletzt hätten sie am Montag gegen 18.00 Uhr
Gefechtslärm im Bereich des Flughafens vernommen.
Demo gegen Tschad-Einsatz
Rund 30 Demonstranten haben sich am
Dienstagabend am Wiener Ballhausplatz eingefunden, um vor dem
Bundeskanzleramt gegen die Beteiligung Österreichs an der EUFOR-Truppe zu
demonstrieren. Zu der Kundgebung hatte gut ein Dutzend großteils
antiimperialistischer und sozialistischer Gruppen und Personen aufgerufen.
Die Teilnehmer forderten ein sofortiges Ende der EU-Mission.
Hunderte Zivilisten tot, Zehntausende fliehen
Bei den jüngsten
Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen in der Hauptstadt N'Djamena
sind mehrere hundert Zivilpersonen umgekommen. Zehntausende Menschen sind
über die Grenze nach Kamerun geflohen. Mittlerweile ist auch ein Großteil
der UNO-Mitarbeiter außer Landes gebracht worden. Zivile Ausländer und
Botschaftsangehörige sind schon am Sonntag ausgeflogen worden.