Migration
Frattini verteidigt "Blue Card"-Pläne
26.09.2007
Der EU-Justizkommissar will soziale Mindeststandards für ausländische Arbeitskräfte schaffen, um Europa für Fachkräfte attraktiver zu machen.
EU-Justizkommissar Franco Frattini bleibt trotz der Kritik aus einigen Mitgliedsstaaten bei seinen "Blue Card"-Plänen. Es gehe ihm nicht darum, den EU-Staaten vorzuschreiben, wie viele Zuwanderer sie aufnehmen müssen, sondern um eine Verbesserung der Situation hoch qualifizierter ausländischer Arbeitskräfte in Europa, sagte der Italiener am Mittwoch im EU-Parlament in Straßburg. Die "Blue Card" soll es ausländischen Fachkräften erlauben, nach einer gewissen Zeit in der gesamten EU zu arbeiten. Außerdem plant Frattini EU-weite Harmonisierung der Rechte von ausländischen Arbeitskräften.
Europaweite Arbeitsgenehmigungen für hochqualifizierte Fachkräfte
Derzeit
dürfen Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten nur in dem Land arbeiten, für das
sie eine Arbeitsgenehmigung haben. Geht es nach Frattini, soll sich das
künftig ändern: Nach einer gewissen Zeit könnten damit Ausländer mit
Arbeitsgenehmigung für Österreich auch in Deutschland arbeiten - und
umgekehrt. Seinen konkreten Vorschlag will Frattini am 23. Oktober vorlegen.
Mindeststandards gefordert
Darin enthalten sein sollen neben der
Blue Card auch einheitliche Mindeststandards für die Rechte ausländischer
Arbeitnehmer - etwa was Bildung, Gesundheits- und Sozialversorgung angeht.
"In einigen Ländern ist die Gesundheitsversorgung nicht immer voll
gewährleistet", kritisierte Frattini. Hier brauche es eine
"Rechtsharmonisierung". Günstigere Systeme in einzelnen EU-Ländern sollen
aber weiterhin möglich sein.
Geringe Attraktivität Europas für Fachkräfte
Einmal
mehr begründete Frattini seine Vorschläge mit der mangelnden Attraktivität
Europas für qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten. 95 Prozent der
qualifizierten Arbeitskräfte würden nach Nordamerika und Australien gehen,
nur fünf Prozent nach Europa, so Frattini. Außerdem verwies er auf eine
Eurostat-Studie über den Bevölkerungsrückgang in Europa. Demnach sinkt die
Bevölkerung der EU bis 2050 um 20 Mio. Einwohner.
"Wir brauchen die Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Staaten", betonte Frattini in diesem Zusammenhang. Hier dürfe man sich keinen Illussionen hingeben. Das bedeute aber nicht, dass die EU 20 Mio. Einwanderer brauche. Es sei klar, "dass die Zuwanderung nicht die einzige Lösung sein kann". Hier müsse man sich auch mit der Familienpolitik und den Geburtenraten in Europa auseinandersetzen: "Die sind genauso wichtig in diesem Zusammenhang."