Die Erderwärmung soll begrenzt werden.
Die führenden Industriestaaten und Russland (G-8) haben die aufstrebenden Volkswirtschaften wie China und Indien für ein wichtiges Klimaschutzziel gewonnen. Das sagten Diplomaten am Donnerstag am Rande des G-8-Gipfels im italienischen L'Aquila. Die G-8 wollen, dass die Erderwärmung im Vergleich zum Beginn des Industriezeitalters auf zwei Grad Celsius begrenzt wird. Dem Ziel wollen sich die übrigen neun wichtigsten Volkswirtschaften der Erde anschließen.
Bereits vor Beginn des G-8-Gipfels hatten sich die Industrie- und Schwellenländer in Rom im Prinzip über das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung geeinigt, wie der deutsche Sender ARD am Mittwoch berichtete. Nach Angaben des deutschen Umweltministers Sigmar Gabriel gegenüber dem Sender seien bei den Beratungen in der italienischen Hauptstadt allerdings keine konkreten Vorgaben zur Erreichung dieses Ziels vereinbart worden.
Erste Kritik: "Halbherzig"
Die Vereinten Nationen und
Umweltschutzorganisationen haben die Klimaschutz-Ziele der G-8-Staaten als
halbherzig kritisiert. Die Beschlüsse reichten nicht aus, um gegen den
Klimawandel anzugehen, erklärte UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon am
Donnerstag. Dies sei aber eine politische, moralischen und historische
Pflicht für die Zukunft der Menschheit. Auch die Internationale
Energieagentur (IEA) beklagte, die Beschlüsse griffen zu kurz.
Iran bekommt im Atomstreit Ultimatum
Zum Abschluss des ersten
Gipfeltages hatten sich die Staats- und Regierungschefs gegen die Gewalt im
Iran nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen gewandt. Mit Blick auf den
Atomkonflikt mit dem Iran forderten sie Teheran auf, auf die Angebote zur
Beilegung des Streits einzugehen. Der französische Staatspräsident Nicolas
Sarkozy sagte, man habe dem Iran bis Ende September Zeit gegeben, eine
Lösung im Atomkonflikt zu finden.
Strip gegen G-8
Die Polizei hat am Mittwoch in Rom vier
Ausländer festgenommen, die auf der Spanischen Treppe mit einem Striptease
gegen das in L'Aquila tagende G-8-Gipfeltreffen demonstriert und Maßnahmen
gegen den Klimawandel gefordert hatten. Die vier Demonstranten - ein
Grieche, ein Franzose, eine Amerikanerin und eine Brasilianerin -
entkleideten sich und rollten ein Spruchband mit einem Slogan für den
Klimaschutz aus. Kurz darauf griff die Polizei ein.
Eine Gruppe von Aktivisten der Anti-Globalisierungs-Bewegung "Rete No G-8" demonstrierten am Mittwoch vor der italienischen Zentralbank gegen die Politik der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Protest richtete sich gegen das Finanzsystem, das "Menschen und Völker erdrückt", war auf einem Spruchband zu lesen.
Greenpeace-Aktivisten belagerten Kraftwerke
Auch Greenpeace
machte mit Protesten auf sich aufmerksam. Rund 100 Aktivisten des
Umweltschutzorganisation belagerten vier Kohlekraftwerke in Italien, um die
in L'Aquila tagenden Regierungschefs der G-8 aufzurufen, Maßnahmen zur
Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen. Die Greenpeace-Aktivisten
erklommen die Kamine der Kohlekraftwerke in Marghera bei Venedig, in Porto
Tolle nahe der Mündung des Flusses Po, in Savona unweit von Genua und in
Brindisi.
Großdemo von Globalisierungsgegnern geplant
L'Aquila
befürchtet inzwischen Proteste von Globalisierungsgegnern. Aus Angst vor
gewalttätigen Ausschreitungen blieb am Mittwoch, dem ersten Tag des
G-8-Gipfels, ein Großteil der Geschäfte gesperrt. Globalisierungsgegner
planen für Freitag eine Großdemonstration, an dem sich Anhänger von
linksradikalen Basisgewerkschaften (Cobas) sowie Mitglieder jenes Komitees
beteiligen wollen, das in der norditalienischen Stadt Vicenza gegen die
geplante Erweiterung eines US-Stützpunktes kämpft. Die Organisatoren der
Demonstration versicherten, dass die Kundgebung friedlich verlaufen werde.
Die mächtigsten der Welt in L'Aquila