Starke Opposition
Gaddafi durfte nicht in Roms Senat
11.06.2009
Der libysche Staatschef war der Opposition wegen Menschenrechtsverletzungen nicht willkommen - Sein "echter Freund" Berlusconi war stinksauer.
Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi hat am zweiten Tag seines Aufenthalts in Rom den Präsidenten den römischen Senats, Renato Schifani, getroffen, er durfte wegen eines Protests der Opposition aber nicht die Aula betreten und seine geplante Ansprache halten. Schifani sprach von einem historischen Treffen. "Heute schlagen wir Brücken für die Zukunft. Unser gemeinsames Mittelmeer soll zu einem Meer des Friedens werden", so der Präsident des Senats.
"Laurea Horribilis Causa"
Die geplante Rede des
libyschen Revolutionsführers musste wegen der Opposition abgesagt werden.
Die Parlamentarier hatten mit heftigen Protestaktionen während Gaddafis
Besuch im Senat gedroht. "Gaddafi respektiert weder die Demokratie noch die
Menschenrechte. Es gibt keinen Grund, warum er im Senat eine Ansprache
halten sollte", hieß es von Seiten der Opposition. Man wollte Gaddafi sogar
wegen libyscher Menschenrechtsverletzungen den unakademischen Titel "Laurea
Horribilis Causa" verleihen.
Diplomatische Gründe
Die Parlamentarier der oppositionellen
Demokratische Partei hatten auch gedroht, den Senatssaal während der
Ansprache des libyschen Staatschefs zu verlassen. Um einen diplomatischen
Zwischenfall zu vermeiden, beschloss Senatspräsident Renato Schifani,
Gaddafi nicht im eigentlichen Sitz des Senats im Palazzo Madama, sondern im
nahe liegenden, ebenfalls zu den Senatsgebäuden zählenden Palazzo
Giustiniani zu treffen.
Berlusconi ist sauer
Regierungschef Silvio Berlusconi, der sich
mit Gaddafi im August über ein Abkommen für die Zahlung einer Entschädigung an
Libyen für die Kolonialzeit von 1911 bis 1941 geeinigt hatte, kritisierte
das Verhalten der Opposition als unannehmbar. Er sprach von einer "echten
und tiefen Freundschaft" zum libyschen Staatschef. Dieser antwortete, eine
neue Ära in den Beziehungen zu der früheren Kolonialmacht seines Landes habe
begonnen. Im Interesse beider Staaten seien Freundschaft, Frieden,
Stabilität und gute Handelsbeziehungen wichtig, so Gaddafi.