Barzan al-Tikriti wurde bei der Exekution in Bagdad der Kopf vom Rumpf abgetrennt. Auch der Ex-Revolutionsgerichts-Chef wurde gehängt.
Saddam Husseins ehemaligen Geheimdienstchef und Halbbruder Barzan al-Tikriti
ist bei seiner Hinrichtung der Kopf abgerissen worden. Der Kopf habe sich
vom Rumpf getrennt, während Barzan Montag früh gehängt worden sei, sagte ein
Sprecher der irakischen Regierung bei einer Pressekonferenz. Neben
Al-Tikriti wurde auch der ehemalige Vorsitzende des Revolutionsgerichts Awad
Hamed al-Bander hingerichtet.
Kritik an Saddams Exekution
Ein
hochrangiger Regierungsmitarbeiter sagte, Ministerpräsident Nuri al-Maliki
habe nach der Kritik an den Umständen von Saddams Hinrichtung den
Informationsfluss besser kontrollieren wollen. Deshalb hätten die Behörden
die Exekution am Montag zunächst nicht bestätigt. Ein Video von Saddams
Tötung hatte internationale Kritik und einen Aufruhr unter der sunnitischen
Minderheit im Irak ausgelöst. In dem Film war zu sehen, wie der sunnitische
Ex-Präsident noch auf dem Schafott von Schiiten beschimpft wurde.
Al-Tikriti soll dem Gouverneur von Saddams Heimatprovinz Salahaddin zufolge im Geburtsort des Ex-Präsidenten, Auja, beigesetzt werden. Auch Saddam war dort vor zwei Wochen beerdigt worden. Barzan werde aber nicht in Saddams Mausoleum liegen.
Film veröffentlicht
Unterdessen hat die irakische Regierung
hat einen Film veröffentlicht, der die Hinrichtung der beiden Gefolgsleute
Saddams zeigt. Auf dem Film, zu dem es keinen Ton gibt, wird laut dem
arabischen TV-Sender Al Dschasira und der BBC gezeigt, wie mehrere vermummte
Männer den mit orangefarbenen Overalls bekleideten Todeskandidaten Kapuzen
über den Kopf ziehen und Schlingen um den Hals legen. Als sich die Falltür
öffnet, schnellt der um Barsans Kopf gelegte Strick sofort nach oben, der
Körper stürzt in die Tiefe. Die Kamera richtet sich schließlich
nach unten, wo Barsans Leiche ohne Kopf liegt. An seinem Nacken ist Blut zu
sehen. Mehrere Meter davon entfernt ist der von der Kapuze bedeckte Kopf des
Toten zu sehen. Wie der Kopf abgetrennt wurde, wird nicht gezeigt.
EU kritisiert Hinrichtung
EU-Kommissionspräsident José Manuel
Barroso und der italienische Regierungschef Romano Prodi haben die
Hinrichtungen kritisiert. "Wir sind prinzipiell gegen die Todesstrafe",
sagte Barroso am Montag nach einem Treffen mit Prodi in Rom. "Ein
Mensch hat nicht das Recht, einem anderen das Leben zu nehmen." Ähnlich
äußerte sich Prodi. Er habe bereits die Hinrichtung des früheren irakischen
Präsidenten Saddam Hussein verurteilt.
USA
Auch US-Außenministerin Condolezza Rice hat ihre "Enttäuschung"
über die Art der Vollstreckung des Todesurteils geäußert. Die USA seien
enttäuscht, dass den Angeklagten nicht mehr Würde eingeräumt worden sei,
sagte Rice bei einer Pressekonferenz mit ihrem ägyptischen Kollegen Ahmed
Abul Gheit in Luxor.
Todesurteil wegen Mordes an Schiiten
Saddam war am 30. Dezember
exekutiert worden. Alle drei waren am 5. November wegen der Ermordung von
148 Schiiten in der Kleinstadt Dujail 1982 zum Tode verurteilt worden. Die
beiden zum Tode Verurteilten sollten zunächst gemeinsam mit Saddam Hussein
hingerichtet werden. Doch entschied sich die irakische Regierung, zunächst
nur das Todesurteil gegen den früheren Präsidenten zu vollstrecken.
Im selben Gebäude durchgeführt
Der irakische
Staatsanwalt Munqith al-Faroon (Munkith al-Farun) sagte, die Regierung habe
die Staatsanwaltschaft am Montag in der Früh um die Entsendung eines
Vertreters gebeten. Er habe einen Richter geschickt, um die Hinrichtung zu
bezeugen. Diese sei vollzogen worden. Nach Angaben eines irakischen Generals
fand sie in dem Gebäude in Bagdad statt, in dem auch Saddam Hussein gehängt
worden war.
UNO plädierte vergeblich für Aufschub
Erst kürzlich
hatte der neue UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon an die irakische Regierung
appelliert, die Todesurteile nicht zu vollziehen. In der vergangenen Woche
hatte auch Staatspräsident Jalal Talabani die Regierung in Bagdad
aufgefordert, die Hinrichtung zu verschieben. Die Menschenrechtsorganisation
Human Rights Watch hatte an die Regierung appelliert, auf die Vollstreckung
der Todesstrafen ganz zu verzichten. Auch die deutsche
EU-Ratspräsidentschaft hatte sich gegen die Todesstrafe ausgesprochen.
Bush sah Saddams Tot im Internet
Die Begleitumstände der
Hinrichtung Saddam Husseins waren international scharf kritisiert worden. Am
Sonntagabend erklärte US-Präsident George W. Bush, er habe Auszüge aus dem
im Internet verbreiteten Video gesehen. Die Hinrichtung hätte viel besser
abgewickelt werden können, kritisierte er im Fernsehsender CBS. Er habe
persönlich keine besondere Befriedigung über die Vollstreckung der
Todesstrafe verspürt. "Ich bin kein rachsüchtiger Mensch",
sagte Bush.
Keine Fortschritte im Irak
Heftige Kritik gibt es nach wie vor
an der von Bush durchgeboxten Erhöhung der Truppenstärke im Irak, die er
Sonntag Nacht erneut verteidigte. Mehr darüber lesen Sie hier.
Vor einem Scheitern des US-Einsatzes im Irak warnte Bush: "Ein Versagen im Irak würde den Iran stärken, der eine bedeutende Bedrohung für den Weltfrieden darstellt", sagte Bush im US-Fernsehen. Er warnte Teheran erneut vor einer Einmischung in dem Nachbarland. Unterdessen spotte die Al Kaida im Irak in einer Internet-Botschaft über die neue Irak-Strategie von Bush.