Der Irak-Krieg hat nach einhelliger Bewertung von 16 US-Geheimdiensten die weltweite Terrorgefahr noch weiter erhöht.
Die 16 US-Dienste seien bei einer gemeinsamen Analyse zu dem Schluss gekommen, dass "der Krieg im Irak das allgemeine Terrorproblem verschlimmert hat", berichtete die "New York Times" am Sonntag. Dies steht in scharfem Gegensatz zu Aussagen von US-Präsident George W. Bush, der den Anti-Terror-Krieg seiner Regierung immer wieder als Erfolg darstellt. Auch zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan riss die Gewalt im Irak nicht ab: Bei Anschlägen und Überfällen kamen am Wochenende mindestens 60 Menschen ums Leben.
Umfassende Analyse zur Terrorentwicklung
Der Bericht " Trends im weltweiten Terrorismus: Auswirkungen für die USA" gibt erstmals seit dem Einmarsch der US-geführten Streitkräfte im März 2003 in den Irak eine umfassende Geheimdienstanalyse zur weltweiten Terrorentwicklung ab. Nach Informationen der "New York Times" begann die Arbeit daran bereits vor zwei Jahren. Doch wurden die Entwürfe mehrmals geändert - unter anderem, weil einige Regierungsvertreter mit der Ausrichtung unzufrieden gewesen seien. Unter anderem seien in ersten Entwürfen konkrete Aktionen der US-Regierung genannt worden, die Extremismus erzeugen hätten können, etwa die Misshandlungen im Gefängnis von Abu Ghraib oder das US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba.
Die "Washington Post" berichtete ihrerseits unter Berufung auf die Analyse, dass in den vergangenen Jahren viele neue und unabhängige Terrorzellen entstanden seien ohne direkte Anbindung an das Al-Kaida-Netzwerk von Osama bin Laden. Sie ließen sich von den rund 5.000 radikalislamischen Internetseiten und deren Botschaft inspirieren, der Westen habe den Irakkrieg als Beginn seines Kreuzzugs gegen den Islam benutzt, hieß es weiter. Politische Antworten auf die skizzierten Probleme liefere die Geheimdienstanalyse allerdings nicht.
US-Regierung reagiert zurückhaltend
Der Irak-Krieg sei einer von vielen Faktoren, welche die Gewaltbereitschaft islamischer Fundamentalisten angeheizt hätten, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, am Montag (Ortszeit) in Greenwich im US-Bundesstaat Connecticut.
Der Geheimdienstbericht liste verschiedene Faktoren auf, die die radikalislamischen Gewalt verschlimmert hätten. Neben dem US-geführten Krieg gegen den Irak würden in dem Bericht auch "lang anhaltende soziale Missstände, die Langsamkeit des Reformprozesses und der Gebrauch des Internet" genannt.
Zudem hieße es in dem Bericht, wenn der Eindruck entstehe, dass die gewaltbereiten Islamisten im Irak versagt hätten, seien weniger von ihnen bereit, den Kampf fortzuführen, sagte der Sprecher.