Beratungen
Hamas berät über Vorschlag für Waffenstillstand
19.04.2008
Angeblich berät die Hamas über den Vorschlag des ehemaligen US-Präsidenten Carter zu einem Waffenstillstand
Der frühere US-Präsident Jimmy Carter hat Kreisen zufolge bei seinen umstrittenen Gesprächen mit Hamas-Exilvertreter Khaled Meshaal (Mashaal) für einen einseitigen Waffenstillstand der radikalen Gruppe geworben. Gemäß dem Vorschlag solle die Hamas ihre Raketenangriffe auf Ziele in Israel einstellen, solange sich Carter bei Israel und dem Westen um ein Ende der Blockade des Gaza-Streifens bemühe. Zudem habe der Friedensnobelpreisträger an Meshaal appelliert, sich in seinen öffentlichen Stellungnahmen flexibler zu zeigen, sagten mit den Gesprächen vertraute palästinensische Politiker am Samstag.
Mehrstündige Gespräche
Carter hatte am Freitagabend
mehr als vier Stunden lang mit dem in Syrien lebenden Hamas-Führungsmitglied
beraten. Der Ex-Präsident habe mit Meshaal "als Anführer einer nationalen
Befreiungsbewegung gesprochen und nicht als Terrorist, als den ihn Israel
und die USA darstellen wollen", sagte ein palästinensischer Politiker.
Samstag früh kamen die beiden erneut zusammen, bevor Carter weiterreiste.
Hamas berät angeblich über Vorschläge
Die Hamas
berate nun über seine Vorschläge, hieß es in den Kreisen weiter. Meshaal
müsse sich der Zustimmung der übrigen Führungskader seiner Gruppe
versichern. Zu den internen Beratungen wurden in Damaskus auch die
ehemaligen palästinensischen Minister Mahmoud al-Zahar und Saeed Seyam aus
Gaza erwartet, die Carter am Donnerstag in Kairo getroffen hatte. Nach
seinen Angaben hatten sie dabei zugesagt, ein Friedensabkommen mit Israel zu
akzeptieren, wenn die Palästinenser darüber in einer Volksabstimmung
befinden könnten.
Scharfe Kritik aus den USA
Carter setzte sich mit seinen
Gesprächen über einen Boykott des Westens gegen die Hamas hinweg, die sich
bisher weigert, das Existenzrecht Israels anzuerkennen oder mit dem Staat zu
verhandeln. Aus Israel und den USA gab es deshalb scharfe Kritik an dem
Vorstoß des Ex-Präsidenten. Ein israelischer Minister von der orthodoxen
Shas-Partei bat Carter jedoch, ein Treffen mit den Islamisten für Gespräche
über die Freilassung des im Sommer 2006 verschleppten Soldaten Gilad Shalit
zu vermitteln.
Gegenüber Carter hätten Hamas-Vertreter an ihrer Forderung festgehalten, Israel müsse im Gegenzug für die Freilassung des Soldaten 600 inhaftierte Palästinenser auf freien Fuß zu setzen, hieß es. Diplomaten zufolge wird sich der Erfolg von Carters Initiative frühestens in der neuen Woche abschätzen lassen, wenn der US-Politiker weitere Gespräche in Israel führt.