Nahost-Konflikt

Hamas: Britisch-israelische Geisel in Video ist tot

11.05.2024

"Wurde durch zionistische Luftangriffe schwer verletzt"

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Die in einem am Samstag veröffentlichten Video gezeigte britisch-israelische Geisel ist nach Angaben des bewaffneten Arms der Hamas tot. "Nadav Popplewell, ein britischer Staatsbürger, ist heute gestorben, nachdem er vor einem Monat (durch zionistische Luftangriffe) schwer verletzt worden war", hieß es in einem weiteren, später im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Video.

Popplewells Gesundheitszustand habe sich verschlechtert, "weil er keine intensive medizinische Versorgung erhalten habe, da der Feind die Krankenhäuser im Gazastreifen zerstört hat", sagte der Sprecher der Essedine al-Qassam-Brigaden, Abu Obeida.

Zuvor hatte eine auf Telegram veröffentlichte Elf-Sekunden-Aufnahme einen abgemagerten Mann mit geschwollenem Auge vor einer weiß gekachelten Wand gezeigt, der offenbar unter Zwang spricht. In einem Text darunter war zu lesen: "Die Zeit läuft ab. Eure Regierung lügt." Vertreter der Geiseln identifizierten den Mann als den 51-jährige Popplewell aus dem Kibbuz Nirim im Süden Israels.

Tod der Geisel wurde bekanntgegeben

In der später veröffentlichten offenbar kompletten Version des Videos, aus dem der Elf-Sekunden-Clip stammt, wurde dann der Tod der Geisel bekannt gegeben. AFP konnte die Echtheit des Videos zunächst nicht überprüfen. Die Hamas hatte in der Vergangenheit ähnliche Geisel-Videos veröffentlicht, zuletzt im April. Israel verurteilt diese Veröffentlichungen als psychologische Kriegsführung.

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari erwähnte Popplewell in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz nicht, betonte aber, dass die Truppen "auf dem Schlachtfeld" alles dafür täten, die Geiseln nach Hause zu bringen.

Die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und eine Freilassung der Geiseln waren bisher erfolglos. Die Delegationen der Vermittlerstaaten Ägypten, Katar und USA reisten am Donnerstag ohne Einigung aus Kairo ab.

Zigtausende Tote seit Oktober 2023

Bei einem beispiellosen Großangriff der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober waren nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet und rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. 128 Geiseln sind nach israelischen Angaben noch immer in der Gewalt der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen. 36 von ihnen sollen bereits tot sein.

Israel geht seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, inzwischen mehr als 34.900 Menschen getötet.

Biden sieht Hamas in der Pflicht bei Geiselverhandlungen

Dass die jüngste Verhandlungsrunde in Kairo ergebnislos verlief, sei "zutiefst bedauerlich". US-Präsident Joe Biden hat mit Blick auf die Verhandlungen im Gaza-Krieg über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln die Verantwortung der islamistischen Hamas bekräftigt. "Wissen Sie, es gäbe morgen einen Waffenstillstand, wenn (...) die Hamas die Geiseln freilassen würde - Frauen, ältere Menschen und Verwundete", sagte Biden am Samstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Medina im US-Bundesstaat Washington nach Angaben der mitreisenden Presse. Israel sage, es liege an der Hamas, sagte Biden demnach weiter. Der 81-Jährige setzte dann den Angaben zufolge dazu an, weiter über Israel zu sprechen. Schließlich habe er sich dann aber dagegen entschieden, hieß es.

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, hatte am Freitag deutlich gemacht, dass die Verhandlungen in einer Sackgasse steckten. Dass die jüngste Verhandlungsrunde in Kairo ergebnislos verlief, sei "zutiefst bedauerlich", sagte er. Da Israel und die islamistische Hamas nicht direkt miteinander verhandeln, fungieren Ägypten, Katar und die USA als Vermittler. Ägypten will die beiden Konfliktparteien nun mit den USA zu mehr Kompromissbereitschaft bewegen. 

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