Naher Osten
Hamas droht Israel mit Vergeltung
01.01.2009
Ein wichtiger Hamas-Führer und nahezu seine ganze Familie wurden getötet. Im westjordanland wurde eine zweitägige Ausgangssperre verhängt.
In Erwartung einer israelischen Bodenoffensive im Gaza-Streifen hat die palästinensische Hamas mit Anschlägen gedroht. Die israelische Luftwaffe beschoss nach Angaben einer Armeesprecherin am Freitag den siebenten Tag in Folge mehr als 20 Hamas-Ziele in Gaza. Militante Palästinenser feuerten sieben Raketen auf Israel ab. Bei Einschlägen von zwei Raketen in Wohnhäusern in der südisraelischen Stadt Ashkelon wurden nach Polizeiangaben zwei Israelis verletzt. Die Hamas rief alle Palästinenser nach dem traditionellen islamischen Freitagsgebet zu Massenprotesten auf.
Die Hamas hatte zuvor Vergeltung für den Tod ihres führenden Funktionärs Nizar Rayan geschworen. Hamas-Sprecher Ismail Radwan kündigte Selbstmordanschläge sowie Angriffe auf alle israelischen Ziele an.
Moschee angegriffen
Kampfflugzeuge haben laut israelischen
Medien eine Moschee im Flüchtlingslager Jabalya im nördlichen Gazastreifen
angegriffen. Das Gotteshaus soll als Waffenlager und Versteck für
Extremisten gedient haben. Es sei die fünfte Moschee, die seit Beginn der
Militäroperation am vergangenen Samstag bombardiert wurde.
Die israelische Außenministerin Tzipi Livni hatte kurz zuvor noch einmal betont, Israel werde die Militäroffensive im Gazastreifen so lange weiterführen, bis Militante aufhören, den jüdischen Staat mit Raketen zu beschießen.
Ausgangssperre im Westjordanland
Für das Westjordanland
verhängte Israel aus Sicherheitserwägungen von Mitternacht an eine
zweitägige Ausgangs- und Einreisesperre. Die von Verteidigungsminister Ehud
Barak angeordnete Maßnahme soll bis Samstag um Mitternacht gelten. In
humanitären und medizinischen Notfällen würden Ausnahmen gemacht.
60 neue Angriffe
Die israelische Luftwaffe flog am Donnerstag
nach Angaben einer Militärsprecherin rund 60 neue Angriffe auf den
Gazastreifen. Gleichzeitig feuerten militante Palästinensergruppen mehr als
40 Raketen und Mörsergranaten zum Teil weit in das israelische Kernland ab.
Hamas-Führer getötet
Bei den israelischen
Luftangriffen kamen am Neujahrstag 26 Palästinenser ums Leben. Allein 19
Tote wurden aus den Trümmern eines Hauses in Jabalya geborgen, das einem
Führungsmitglied der Hamas gehörte.
Nizar Rayan/ (c) AP
Neben dem Hamas-Funktionär Nizar Rayan kam auch nahezu dessen gesamte Familie ums Leben, darunter alle vier Frauen Rayans und neun seiner zwölf Kinder. Rayan gehörte zu den fünf Mitgliedern der höchsten Entscheidungsebene der Hamas. Der Professor für islamisches Recht unterhielt auch enge Kontakte zum militärischen Flügel der Hamas.
Über 400 Tote
Bei der israelischen Offensive sind nach
Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza bisher mindestens 414 Palästinenser
getötet und 2070 weitere verletzt worden. An den Folgen der
palästinensischen Raketenangriffe sind bisher vier Israelis gestorben.
Politische Bemühungen gehen weiter
Unterdessen gehen die
diplomatische Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der
radikalislamischen Hamas weiter. Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel und die
Hamas in den letzten Stunden des alten Jahres noch einmal eindringlich zu
einer Waffenruhe aufgerufen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon drängte die
Konfliktparteien, umgehend "vom Abgrund zurückzutreten".
Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Fatah) will sich jetzt beim Weltsicherheitsrat für eine Waffenruhe einsetzen.