Nahost-Konflikt
Hamas ruft "Tag des Zorns" aus
02.01.2009
Israel plant offenbar eine Bodenoffensive. Ausländer dürfen den Gaza-Streifen verlassen. Die Hamas ruft zur Vergeltung auf.
Angesichts einer drohenden Bodenoffensive wollen immer mehr Ausländer den Gaza-Streifen verlassen. Israel gestattete am Freitag mehr als 400 Personen die Ausreise über den Grenzübergang Erez. Nach Angaben des israelischen Rundfunks handelt es sich dabei um Ehefrauen von Palästinensern. Sie stammen vor allem aus Russland, der Ukraine oder Polen. Viele Ausländer wollen den Gazastreifen aus Furcht vor einer israelischen Bodenoffensive verlassen. Israel hat Panzer und Soldaten vor dem Gazastreifen zusammengezogen. Der Einsatz droht nach Ansicht von Militärkommentatoren, falls der diplomatische Druck und die Luftschläge Israels nicht zum Stopp der Raketenangriffe militanter Palästinenser auf Israel führen.
Vergeltung für Hamas-Funktionär
In Erwartung einer
israelischen Bodenoffensive im Gaza-Streifen hat die palästinensische Hamas
mit Anschlägen gedroht. Die israelische Luftwaffe beschoss nach Angaben
einer Armeesprecherin am Freitag den siebenten Tag in Folge mehr als 20
Hamas-Ziele in Gaza. Militante Palästinenser feuerten sieben Raketen auf
Israel ab. Bei Einschlägen von zwei Raketen in Wohnhäusern in der
südisraelischen Stadt Ashkelon wurden nach Polizeiangaben zwei Israelis
verletzt.
"Tag des Zorns"
Die Hamas rief alle Palästinenser
nach dem traditionellen islamischen Freitagsgebet zum "Tag des Zorns"
auf. Zugleich kündigte Hamas-Sprecher Ismail Radwan an, dass die Hamas ihre
Operationen ausweiten und auch Selbstmordattentate verüben werde
Die Hamas hatte zuvor Vergeltung für den Tod ihres führenden Funktionärs Nizar Rayan geschworen. Hamas-Sprecher Ismail Radwan kündigte Selbstmordanschläge sowie Angriffe auf alle israelischen Ziele an. Nach den Worten von Radwan werden die israelischen Luftangriffe die Hamas weder brechen noch dazu bringen, "die weiße Fahne zu hissen". Rayan gehörte zum engsten Führungszirkel und war Verbindungsmann zwischen der politischen Führung und dem militärischen Flügel "Brigaden Ezzedin al-Kassam". Bei dem israelischen Raketenangriff waren am Donnerstag nach palästinensischen Angaben Rayan, dessen vier Frauen sowie elf seiner Kinder umgekommen.
Mehr als 700 Einsätze seit Samstag
Die israelische
Luftwaffe hat nach Armeeangaben seit Samstag mehr als 700 Einsätze geflogen.
Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 422 Menschen getötet.
Wie die Gesundheitsbehörde am Freitag in Gaza mitteilte, wurden mindestens
2200 Menschen verletzt. 380 von ihnen würden in Lebensgefahr schweben. Im
Gegenzug schlugen auf israelischem Boden 700 Raketen ein. Als Folge des
Beschusses durch militante Palästinenser starben vier Israelis.
Warnung per SMS und mit Flugblättern
Die israelische Armee
hat laut einem Zeitungsbericht die Operation "Dachklopfen" ins Leben
gerufen, um bei ihren Luftangriffen im Gaza-Streifen die Zahl der zivilen
Todesopfer gering zu halten. Demnach werden beispielsweise Bewohner von
Gebäuden, die in dem Palästinenser-Gebiet bombardiert werden sollen, zehn
Minuten vor dem Angriff zum Verlassen aufgefordert, berichtete die
israelische Tageszeitung "Haaretz" am Freitag. Nach anderen israelischen
Medienberichten verschickt die Armee auch SMS oder wirft Flugblätter, um die
Bewohner eines Hauses oder Nachbarn vor einem Raketenangriff zu warnen.
Anti-Israel-Proteste auch in Wien:
Foto:
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Foto (oben) : (c) Reuters