Im Gazastreifen kam bei Kämpfen zwischen Hamas und Fatah zu neun Toten. Die Eroberte dabei eine Fatah-Hochburg.
Bei Gefechten zwischen den rivalisierenden Palästinenser-Gruppen Hamas und Fatah sind am Samstag im Gazastreifen neun Menschen ums Leben gekommen. Bei den Toten handle es sich um drei Hamas-Polizisten und sechs Fatah-Kämpfer. Zudem seien 95 Menschen verletzt worden, darunter 16 Kinder, sagte ein Sprecher der radikal-islamischen Bewegung, die die Kontrolle über das Küstengebiet vor einem Jahr in einem Bürgerkrieg an sich gerissen hat. Es waren mit die blutigsten Kämpfe zwischen den beiden Gruppierungen, seit die Hamas vor mehr als einem Jahr die Macht im Gazastreifen übernommen hat.
Stadt umzingelt
Zu den Gefechten kam es, nachdem die Hamas das
Stadtviertel Shijaiyeh in Gaza-Stadt umzingelt hatte, um Mitglieder des mit
der Fatah verbündeten Hilles-Clans festzunehmen. Die Hamas wirft ihnen vor,
hinter einem Bombenanschlag zu stecken, bei dem am vergangenen Freitag fünf
Hamas-Kämpfer und ein Mädchen ums Leben kamen. Seit dem Attentat sind die
Spannungen zwischen den beiden Gruppen wieder aufgeflammt.
Die Hamas meldete am Nachmittag, dass sie die Kontrolle über den Stadtteil übernommen habe, und erklärte den Bezirk zur militärischen Sperrzone. Nach ihren Angaben ergaben sich Mitglieder des Clans nach den Gefechten. Innenminister Said Sejam erklärte, die Polizei habe Dutzende Kämpfer festgenommen. Clanführer Ahmad Hilles und 179 seiner Gefolgsleute flohen an die israelische Grenze. Ein israelischer Militärsprecher sagte, die Soldaten hätten allen 180 Männern erlaubt, die Grenze zu passieren. Einige von ihnen seien zur Behandlung in israelische Krankenhäuser gebracht worden. Die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas habe Hilles telefonisch seine Solidarität übermittelt und die Kampagne der Hamas als "inakzeptabel" bezeichnet. Diese sei ein Schlag für seinen Aufruf zu einem nationalen Dialog.
Festnahmen
Im Westjordanland nahmen Sicherheitskräfte der Fatah
im Gegenzug zahlreiche Anhänger der Hamas sowie anderer radikalislamischer
Organisationen in Gewahrsam. Als Vergeltungsakt überfiel eine Gruppe
Fatah-Anhänger am Samstag im Westjordanland einen der Hamas nahestehenden
Professor und drohten, ihn zu töten, wenn die Hamas ihr Vorgehen im
Gazastreifen nicht einstelle. Später wurde der Professor jedoch wieder
freigelassen.
Israel erklärte sich nach Angaben eines Militärsprechers unterdessen bereit, etwa 150 Palästinensern, die vor den Kämpfen im Gazastreifen flüchteten, den Transit ins Westjordanland über israelisches Gebiet zu erlauben. Später wurden 32 Fatah-Mitglieder wieder zurückgeschickt. Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri erklärte unterdessen in Gaza, dass sämtliche von Israel zurückgeschickten Personen in Gewahrsam genommen worden seien